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Orthodoxe Kirchen Mit dem Namen « orthodoxe Kirchen » (orthodox, griech.: « rechtgläubig ») werden zwei unterschiedliche Kirchengruppen bezeichnet: 1. die Orthodoxen Katholischen Kirchen, die auf die alte byzantinische Reichskirche zurückgehen (Byzanz-Konstantinopel war zwischen 395 und 1453 Hauptstadt des Byzantinischen Reiches); 2. die orientalischen Nationalkirchen, die sich im 5. und 6. Jahrhundert (nach dem Konzil von Chalkedon, 451) von der byzantinischen Reichskirche trennten. Die Gemeinschaft der Orthodoxen Katholischen Kirchen umfasst 14 « autokephale » (voll selbständige), 7 « autonome » (verwaltungsmäßig selbständige) National- oder Regionalkirchen und einige unabhängige Kirchen mit insgesamt 120 Millionen Kirchengliedern. Zu den an Alter ehrwürdigsten autokephalen Kirchen gehört das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel, die größte dieser Kirchen ist das Patriarchat von Moskau. Neben der Russischen sind auch die Serbische, die Rumänische, die Polnische, die Tschechoslowakische und die Bulgarische Kirche betont eigenständige Nationalkirchen. Die meisten osteuropäischen orthodoxen Kirchen sind von slawischer Kultur geprägt, während die Orthodoxe Kirche von Griechenland das griechisch geprägte Traditionsgut bewahrt hat. Zahlreiche und große orthodoxe Auslandsgemeinden gibt es in Westeuropa, in Nord- und Südamerika und in Australien. Die orientalischen Nationalkirchen -die nestorianische und die monophysitische Kirche (Monophysitismus: Lehre von der einen [göttlichen] Natur Christi) - sind an Mitgliedern kleiner als die Orthodoxen Katholischen Kirchen; in der Liturgie und im kirchlichen Leben haben sie ein altertümliches Gepräge bewahrt. Die Nestorianer (benannt nach Nestor, dem Patriarchen von Konstantinopel, gest. um 451), die «eifrigste Missionskirche der Welt», schickte Missionare bis nach Indien und China. Die Orthodoxen verstehen sich als Nachfolger der Alten Kirche. Ihrer Meinung nach hat Christus, der « menschgewordene Logos » (Christologie), die Kirche gegründet. « Mystisch-sakramental » ist er in ihr anwesend und stellt sich in der Liturgie, in den Mysterien (Sakramenten), in den Bildern und den -> Heiligen dar. Im Zentrum des orthodoxen Glaubens steht die Überzeugung, dass Christus, der Gottmensch, Tod und Vergänglichkeit überwunden habe. Der Glaubende wird in das göttliche Leben und in die an Ostern neu erstehende Schöpfung hineingenommen. Die Betonung liegt nicht auf «Vergebung » und «Versöhnung » wie bei den Kirchen der Reformation, sondern auf Verwandlung und Sieg über den - Tod. Hohe Verehrung erfährt Maria, die « Gottesgebärerin » ; sie ist « die Brücke, die den Menschen zum Licht hinführt». Die Ikonen (Bilder) eröffnen den Gläubigen ein Stück weit den Blick in die himmlische Welt. « Deine göttliche Gestalt im Bilde darstellend, verkündigen wir klar, o Christe, deine Geburt, deine unaussprechlichen Wunder, deine Kreuzigung.» Die Ikonostase (Bilderwand) mit ihrer Darstellung heilsgeschichtlicher Ereignisse trennt im Kirchenraum den Altar vom Kirchenschiff. Über dem Raum spannt sich die Kuppel mit dem Bild des Pantokrators (« Allbeherrscher »). Die orthodoxe Frömmigkeit drückt sich am deutlichsten im - Mönchtum aus. Der Mönch zeigt beispielhaft, wie Gott und Mensch eins werden können. Es gibt keine Orden, sondern nur verschiedene Stufen der Askese: Koinobitische Köster (coenobium: das geregelte Zusammenleben der Mönche in einem Kloster), idiorhythmische Klöster (in denen man die Form der Askese selbst bestimmt), Skiten (Mönchsniederlassungen) und Einsiedeleien. |
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