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Hildegard von Bingen (1098-1179), Benediktinerin-Äbtissin, Visionärin, Ärztin, Naturforscherin und Beraterin der bedeutendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit. Ihre erste Vision, in der sie den Sinn der Bibel plötzlich erfaßte und überdies den Auftrag erhielt, niederzuschreiben, was sie sah und hörte, erlebte sie 1141. Unterstützt von Papst Eugen III. (1145-1179), faßte sie 26 Visionen in dem Buch Scivias (»Wisse den Weg«) zusammen. Indem sie Theologie, Kosmologie und Anthropologie miteinander verbindet, beschreibt sie in Bildern und Symbolen, wie Gott, Welt und Mensch ineinander verflochten sind. In der modernen Esoterik sind ihre Naturkunde (Physica) und Heilkunde (Causae et Curae) wichtig. Die Physica, die ein aus der Volkstradition hervorgegangenes Arzneibuch ist, gliedert sich in neun Bücher mit über 513 Einzelbeschreibungen. Die Arzneikunde beruht auf dem Prinzip, daß Gott allen Dingen - Pflanzen, Früchten, Tieren - einen Menschenzweck hineingegeben hat (Subtilitätslehre). Das Steinbuch zum Beispiel enthält eine Erklärung der Herkunft der Edelsteine und ihrer mediz. Wirksamkeit Edelsteintherapie). Am Gewand des ersten geschaffenen Engels erstrahlten einst alle Edelsteine. Nachdem Lucifer sich gegen Gott empörte, wurde zwar zunächst mit seiner Verstoßung auch der Glanz der Edelsteine vernichtet, aber sie sollten weiterhin auf der Erde Gottes Pracht verkünden und als Heilmittel benutzt werden. Die Wirkung der Steine könne durch Besprechen und magische Operationen verstärkt werden. Causae et Curae hat folgenden Inhalt: die Schöpfung, Bau des Kosmos, Welt-Elemente, Bildung des Menschen, gesunder und kranker Körper, der Mensch zwischen Schlafen und Wachen, die Krankheiten von Kopf bis Fuß, das geschlechtliche Verhalten, die Zustände und Umstände der Frau, Ernährung und Verdauung, die Gemütsbewegung, die Stoffwechselstörung und die Heilmittel.
Deutsche Mystikerin (1098-1179), die angeblich schon als Kind Visionen hatte. Diese schrieb sie in lateinischer Sprache auf. Darüber hinaus verfaßte sie mehrere mystische Lieder und historische Schriften ihrer Zeit. Sie beschäftigte sich eingehend mit Kräuter-und Naturheilkunde. Ihre Erkenntnisse und Rezepte hielt sie in dem zweibändigen Werk »liber subtilitatum diversarum natura-rum creaturarum« fest.
Hildegard von Bingen (1098-1179), Heilige; Benediktinerin, Visionärin und Dichterin. Diese auch als Naturwissenschaftlerin bedeutende erste dt. Mystikerin wurde bekannt durch ihre Gesichte, von denen sie mit Hilfe eines Mönchs und einer Nonne im Laufe von to Jahren 26 niederschrieb; so entstand das berühmte »Scivias« (eigtl. Sci vias seu visionum ac revelationum bri III, »Wisse die Wege [des Herrn] oder Drei Bücher über Gesichte und Offenbarungen«), eine Dogmatik in Bildern, die auch prophetische, vor allem apokalyptische Teile enthält. Der paranormale Gehalt der Weissagungen wurde früher hoch veranschlagt ( Arnim 1849), erscheint aber heute eher fraglich. — Bemerkenswert sind Texte von ihr in einer unbekannten »Sprache«, in der sie angeblich die Engel hat singen und sprechen hören. Eine philologische Analyse dieser Texte steht noch aus (Helene Smith; Henochisch). |
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