Volltextsuche:        
   A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z   #   

 

   

Platonismus (Neuplatonismus)

 
       
  Platonismus (Neuplatonismus) 1. Das 4. vorchristliche Jahrhundert ist die Epoche der großen griechischen Philosophen. Sokrates, der 399 durch den Giftbecher starb, begründete in der Auseinandersetzung mit den Sophisten eine neue Art des Philosophierens. Ihr ist alle Philosophie des Abendlandes bis heute verpflichtet. In seinen Dialogen hat Platon (428/42749/348), ein Schüler des Sokrates, die Lehren seines Meisters überliefert. Die Schüler des Aristoteles (384 -322) nannte man auch «Peripatetiker (peripatein, griech. « umherwandeln »), weil sie in der Wandelhalle ihrer Schule im athenischen Lykeion beim Philosophieren auf und ab schritten. Die Stoiker trafen sich in der Stoa, einer bildergeschmückten Säulenhalle in Athen, wo Zenon (333 /332 -262) eine Schule eingerichtet hatte. Schließlich gab es noch die Schule der Epikureer, die auf eine Freundesgemeinschaft des Atheners Epikur (342/341-271/270) zurückging. Die Platoniker, die Anhänger der Philosophie Platons, unterscheiden zwei Prinzipien: Gott als schaffendes und die Materie als erleidendes und aufnehmendes Prinzip. Gott und Materie stehen am Anfang. Sie bilden den Ursprung aller Dinge. Ein drittes Prinzip stellen die Ideen dar; mit ihnen wirkt Gott auf die Materie ein. Die Materie ist ungeformt; erst Gott verleiht ihr Gestalt. Die Urbilder Gottes geben dem materiellen Stoff eine Form. Der Kosmos entsteht dadurch, dass die Materie gestaltet, das Formlose geordnet wird. Aber der Kosmos ist nicht selbst das Höchste; er ist nur Abbild des Ewigen, das freilich gern als das Letztgültige erscheinen möchte. Wer den Sinn des Lebens erkennen will, soll den Kosmos betrachten. Man muss sich dabei über die sichtbare Welt erheben. Das Denken soll über den Schein hinausgehen, dabei den Kosmos als bloßes Abbild erkennen und zum Urbild dessen, was wir sehen, vordringen. Erkenntnis, die sich dann einstellt, zeigt nicht nur, was richtig, sondern auch was gut ist. Was wir in der Welt sehen, ist nicht nur die Vielheit der Dinge, sondern auch die innere Harmonie des Kosmos. Wer die Urbilder der sichtbaren Erscheinungen erkennen will, darf deshalb nicht nur alle möglichen Eindrücke der Sinne zusammenfügen. Er muss auch von der Vielfalt absehen können und mit der Kraft des Geistes und mit seinem Verstand auf die Urbilder zurückschließen. Dazu leitet die Beobachtung des geordneten Laufes der Gestirne an. Nach der Ansicht der Platoniker ist nur der Körper des Menschen vergänglich, die Seele aber unsterblich. Sie muss dem Ewigen gleich gebildet werden. Um dieses Ziel zu erreichen, richtet sich der Mensch an Gerechtigkeit und Klugheit, Tapferkeit und Besonnenheit aus. 2. In der Mitte des 3. nachchristlichen Jahrhunderts nahm Plotin (204-266) einige wichtige Gedanken Platons wieder auf. Er betonte, dass es das eigentliche Ziel des Menschen sei, aus dieser Welt zu fliehen und sich Gott anzugleichen. Denn in der Welt ist alles vergänglich, und nur das Göttliche ist ewig. Platon hatte den Weg zur Erkenntnis Gottes gewiesen: Der Demiurg (Schöpfergott) hat die Welt in Entsprechung zu den Urbildern gestaltet. Folglich kann der Mensch, wenn er die Abbilder des Ewigen betrachtet, auf deren Grund zurückschließen. Plotin stellte die Frage nach dem Grund des Seins neu. Er verknüpfte das, was wir in der Welt vorfinden, mit dem, was der Welt übergeordnet und folglich ewig ist. Das ganze Sein, das alles umfasst, ist Plotins Meinung nach in Stufen geordnet. Die beiden Endpunkte dieser Stufenreihe bilden das Eine jenseits des Seins: die Weltseele und das gestaltlose Böse unterhalb der körperlichen Welt. Der Kosmos erhebt sich aus der formlosen Unordnung des Bösen. Höher aber als die Welt der Körper liegt das Sein. Dorthin kann der Mensch deshalb gelangen, weil er nicht nur Körper ist, sondern weil er eine Seele hat. Die Seele ist also dasjenige geistige Sein, das in die Körperwelt hineinragt. Der Körper ist nicht die Heimat der Seele; vielmehr gehört die Seele ins göttliche Sein. Heimweh treibt sie dorthin zurück. Die Seele muss sich auf sich selbst besinnen, sich aus der Welt lösen und dabei ihre Kraft aus der Vernunft beziehen. Die Seele des einzelnen Menschen gehört zur Weltseele. In geistiger Schau kann der Mensch diese Einheit erfassen; denn allem Sein liegt die absolute Einheit der Weltseele zugrunde. Sie gibt dem Menschen die Kraft zu denken. Wenn die Seele des Menschen die Ordnung der Welt erkennen will, muss sie sich mit der Weltseele vereinen. Dann wird sie nicht mehr von der Vielheit der Welt und von der Sinnlosigkeit bedroht. In der Einheit mit der Weltseele findet die Seele des Menschen ihre Heimat und den Sinn des Kosmos. Über die Vermittlung des Kirchenvaters Augustinus (354 30) hat die neuplatonische Philosophie die christliche Theologie grundlegend geprägt. Durch Vermittlung des Neuplatonismus lernte Augustinus, Gott als geistiges Wesen zu denken - unwandelbar, wie das allen Dingen zugrunde liegende Sein unveränderlich ist.  
 

 

 

 
 
Diese Seite als Bookmark speichern :
 
 

 

 

 
 
<< vorhergehender Begriff
 
nächster Begriff >>
Platonisches Jahr
 
Platzxperiment
 
     

 

Weitere Begriffe : Zeitungen für jede politische Richtung | Gottheit | Ideen
 
Lexikon Esoterik |  Impressum |  Rechtliche Hinweise |  Datenschutzbestimmungen |  Lexikon Religion
Copyright © 2010 Lexikon der Esoterik & Religion. All rights reserved.