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Astrologie («Sterndeutung») will den Einfluss der Gestirne auf das politische Geschehen und auf den einzelnen Menschen deuten. Nach alter und heute noch weit verbreiteter Überzeugung bestimmen die Sterne das irdische Geschehen: Aus ihrer jeweiligen Stellung zueinander können angeblich zukünftige Ereignisse wie Erdbeben, Krieg, Seuchen, Fruchtbarkeit oder auch das Wetter abgelesen werden. Aus Babylonien stammt der Brauch, die Planeten nach Göttern zu benennen. Über Griechenland gelangte diese Praxis auch nach Rom. Zur Zeit des Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.) ordnete man jeden einzelnen Tag der Woche einem der Planetengötter zu (Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn; Wochentage). Man glaubte, dass die Sphären der Planeten die Erde wie Schalen umhüllen und dass die zu Gott aufsteigende Seele von Stufe zu Stufe diejenigen Leidenschaften ablege, die sie einst bei ihrem Herabsteigen auf die Erde annahm. Babylonischen Ursprungs ist auch der Tierkreis, dessen zwölf Zeichen in hellenistischer Zeit festgelegt wurden: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische. Jedem Tierkreiszeichen rechnete man bestimmte Eigenschaften zu. Dasjenige Zeichen, in dem die Sonne bei der Geburt des Menschen steht, soll, so die astrologische Grundannahme, Eigenschaften und Schicksal der betreffenden Person bestimmen. Die Bewegungen der Sterne gelten als Ausdruck des Wirkens Gottes, Himmelserscheinungen als Ankündigung seines Willens. Astrologie ist demnach diejenige Wissenschaft, die die « Sprache des Himmels» verstehen und deuten kann. Die Blütezeit der Astrologie war das - Mittelalter. Seit dem 8. Jahrhundert übermittelte der - Islam das alte astrologische Wissen nach Byzanz und seit dem 12. Jahrhundert auch nach Westeuropa. Vor allem in Spanien wurden zahlreiche Übersetzungen astrologischer Texte aus dem Arabischen angefertigt. Die breiteste Anerkennung fand die Astrologie im 15. und 16. Jahrhundert. Sie erfasste weite Bereiche des täglichen Lebens und fand sogar einen festen Platz im Lehrplan der Universitäten. Mit Kopernikus (1473 - 1543 ), Kepler (1571- 1630), Galilei (1564 -1642) und Newton (1642 -1727) setzte sich eine neue Physik der Himmelskörper und des Weltsystems durch. Damit h wand langsam die Überzeugung vonder Richtigkeit der astrologischen Lehren. Astrologie verlor den Charakter einer Wissenschaft und sank zum Aberglauben ab. |
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