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Religionsphänomenologie

 
       
  Religionsphänomenologie (die Wissenschaft von den religiösen Erscheinungen) ist ein Zweig der Religionswissenschaften. Den Begriff « Religionsphänomenologie » führte der holländische Religionshistoriker Pierre Daniel Chantepie de la Saussaye (1848 -1920) ein. Gerardus van der Leeuw, Professor für Religionsgeschichte und Ägyptologie an der Universität Groningen, hat mit seinem Hauptwerk « Phänomenologie der Religion » (1933) dieser Wissenschaft zum Durchbruch und zu allgemeiner Anerkennung verholfen. Die Religionsphänomenologie war anfangs von der Phänomenologie des Philosophen Edmund Husserl (1859 - 1938) beeinflusst, einer Erkenntnistheorie, von der sie zwei Grundbegriffe und Grundanliegen übernahm: die « Epoche » und das « eidetische Erfassen ». Epoche bedeutet das Zurückhalten von Urteilen: Religionswissenschaft befasst sich nicht mit der «Wahrheit» einer Religion; vielmehr sind alle Erscheinungen, die als religiös bezeichnet werden, gültige Studienobjekte. Eidetisches Erfassen bedeutet sodann die Suche nach dem Wesen und Verstehen der religiösen Erscheinungen. Als Mittel dieser Wissenschaft dient der religionswissenschaftliche Vergleich. Das Fremde wird in Beziehung gesetzt zu etwas bereits Bekanntem. Deshalb nennt man Religionsphänomenologie auch « vergleichende Religionswissenschaft». Auf den Ergebnissen der Religionsgeschichte fußend, die die historischen Tatsachen und Entwicklungen darstellt, arbeitet die Religionsphänomenologie Kategorien wie Opfer und Kult, Priestertum und Prophetismus, Sekte und Orden usw. heraus. Die Vielheit des Materials wird bisweilen aufgegliedert nach religiöser « Erscheinungswelt », «Vorstellungswelt» und der « Erlebniswelt ». Zur Erscheinungswelt einer Religion gehören Räume und Zeiten, in denen sich das Sakrale zeigt. Das Heilige manifestiert sich etwa in Flüssen und Seen, Hainen und Bergen, bei religiösen Festen und Feiern. Steine und Bäume, Pflanzen und Sterne, Götterbilder und Fetische (kraftgeladene Gegenstände), Tiere und Menschen (Priester, Mönche, Mystiker, Propheten, Könige) können zu Trägern des Heiligen werden. Bei heiligen Handlungen wie Reinigung (Taufe) und Opfer, Gebet und Litur- gie, Segen und Beschwörung ist es gegenwärtig. Zur Vorstellungswelt der Religionen gehören Gottesglaube und Offenbarung, Erlösung und Jenseitshoffnung. Die religiöse Erlebniswelt schließt Glaube, Liebe und Ehrfurcht vor dem Heiligen, aber auch Inspiration, Vision, Ekstase und Wunder ein.  
 

 

 

 
 
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