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Leib-Seele-Problem

 
       
  Leib-Seele-Problem, die zentrale philos. Frage nach der Beziehung zwischen Körperlichem und Seelischem; die Hauptantworten darauf: 1. Der Idealismus (Spiritualismus) lehrt den Primat des Seelisch-Geistigen, das Körperliche ist davon abhängig, ist sekundär; 2. der Materialismus betrachtet die Seele als ein bloßes Stoffwechselprodukt, als Anhängsel des Physischen; 3. Leib und Seele sind in steter Wechselwirkung aufeinander bezogen; 4. der psycho-physische Parallelismus (in seiner strengen Form) behauptet ein beziehungsloses Nebeneinander von Physis und Psyche; in seiner Ausformung bei Pechner und Schelling sind Leib und Seele verschiedene Seiten derselben Realität, denn die Identitätslehre sieht keine Möglichkeit, die Psyche von ihrem materiellen Substrat, dem Leib, zu trennen. Bei der Wechselwirkungshypothese (3) bleibt ungeklärt, wie Wesensverschiedenes aufeinander wirken soll. Descartes, einer ihrer Vertreter, dachte dabei nicht an ein unmittelbares, gegenseitiges Aufeinanderinwirken, sondern an ein Mitwirken, »Vermitteln« Gottes (concursus Dei); der Punkt, an dem die beiden Systeme zueinander in Beziehung treten, sollte die Zirbeldrüse sein. Im Okkasionalismus [von lat. occasio; Gelegenheit], einer Variante der Wechselwirkungshypothese, vertrat man die Ansicht, »gelegentlich« eines körperlichen Vorgangs trete die korrespondierende seelische Reaktion auf und umgekehrt. Später ersetzte man die ständige Wechselwirkung durch eine ursprüngliche gottgesetzte Harmonie: Seitdem sind die beiden Systeme in Übereinstimmung, in psycho-physischer Parallelität. Diese Parallelität schien vielen Denkern aber noch nicht befriedigend, sie betonten entweder die eine oder die andere Seite stärker, und so kam es zum Psychomonismus, der den Leib als bloßes Gefäß der Seele sieht, und zu einem Materialismus, der dagegen die Seele nur als eine manchmal die körperlichen Vorgänge begleitende Erscheinung betrachtet. Die philos. Betrachter der Ps. fanden bis heute noch keinen gemeinsamen Nenner und unterscheiden eine zerebrozentrische [von lat. cerebrum; Gehirn] von einer psychozentrischen Ps. Ihren Höhepunkt findet die parallelistische Anschauung in der Zweiseitentheorie Fechners: Leib und Seele auf der einen, Natur und Weltseele auf der anderen Seite verhalten sich zueinander wie die Seiten einer gekrümmten Fläche. Manche experimentelle Befunde stützten den Parallelismus; philos. Einwände standen dagegen — man müßte dann zu jedem leiblichen Geschehen ein seelisches Äquivalent annehmen, und die Willensfreiheit wäre aufgehoben —, was zu einer Weiterentwicklung der Lehre von der Wechselwirkung führte, an der vor allem die Philosophen und Psychologen Erich Becher (1882-1929), Driesch und Carl Stumpf (1848-1936) beteiligt waren: Es wird postuliert, daß jedes nervöse und jedes seelische Geschehen eine seelische und eine leibliche Ursache und Wirkung hat (Doppelursachen-Doppelwirkungs-Lehre). Jüngere Philosophen und Psychologen, z. B. Max Scheler (1874-1928) und Philipp Lersch (1898-1972), vertreten eine ps. Anthropologie, in der das Beobachten von Physischem und Psychischem nur 2 Betrachtungsweisen desselben Vorganges sind. Dabei wird das Problem der Willensfreiheit zum Scheinproblem, eine Frage des Blickwinkels: Was von außen determiniert erscheint, ist freie innere Entscheidung. Das L.-S.-P. wirft in der Pps. ganz charakteristische Fragen auf. Objekte der Pps. sind psychische Inhalte und bestimmte materielle Wirkungen: Sind sie vielleicht —und wenn ja, auf welche Weise — miteinander verknüpft? Hat die ASW ein physisches Korrelat, und wie sieht das seelisch-geistige Substrat der PK aus? Schon — Swedenborg behauptete, daß sich nichts im Geiste ereignen könne, »das nicht geeignetenfalls mittels der Fasern bis in die letzten Enden z. B. als Muskelbewegung sich abbilden könnte«. Ist Telepathie ein Wahrnehmen dieser letzten Muskelbewegungen und ein verstehendes »Rückübersetzen« in die geistige Ausgangsposition? Äuch William James meinte: »Es gibt nicht zwei Fähigkeiten, die eine des Denkens, die andere der Tätigkeit, sondern in jedem Moment nur ein einziges und gleiches Phänomen, das sich immer auf zwei verschiedene Ärten äußert.« Die Diskussion des L.-S.-P.s ist auch in der Pps. noch keineswegs abgeschlossen, wobei ein wesentlicher theoretischer Unterschied zwischen westlichem und östlichem Forschungsansatz besteht. Dem materialistisch-physikalischen Ausgangspunkt sowjet. Wissenschaftler steht z. B. die Position eines Rhine gegenüber, der eine psychische Grundfunktion »Psi« annimmt und an ihr eine wahrnehmende (kognitive) und eine motorische Seite, ASW und PK, unterscheidet. Psi ist unabhängig von Raum und Zeit und von anderer Qualität als die bekannten physikalischen Energien. Dieses Psi erscheint als psychophysisches Wechselwirkungssystem neben dem System der Sensomotorik.  
 

 

 

 
 
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