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Talmud

 
       
  Talmud, im Judaismus Bezeichnung für ein nachbiblisches Sammelwerk, das aus Mischna und Gemara besteht. Während die Mischna die mündlichen Gesetzesüberlieferungen enthält, die Rabbi Jehuda der Heilige im 2. Jahrhundert zusammenstellte, sind in der Gemara die »Diskussionen« der Mischna in Frage und Antwort gesammelt und mit Anekdoten ergänzt.

Talmud (hebr. « Studium », « Lehre ») gilt im orthodoxen Judentum als autoritative Quelle von Religionslehre und Religionsgesetz. Er ist sozusagen die Brille, durch die hindurch die Heilige Schrift zu lesen ist. Der Talmud setzt sich aus zwei Teilen zusammen, aus der Mischna (hebr. «Wiederholung ») und aus der Gemara (aramäisch « das Gelernte », «Vollendung»). Die Mischna stellt eine Sammlung religiöser Gesetze, aber auch zivilrechtlicher Regeln dar. Diese Überlieferung geht direkt auf die Pharisäer und auf die Rabbinen der ersten beiden Jahrhunderte n. Chr. zurück. Zunächst war das Gewohnheitsrecht des Judentums mündlich überliefert worden. Dieser Stoff wurde dann von Rabbi Jehuda, dem Patriarchen, zu Anfang des 3. Jahrhunderts gesichtet und redigiert. Das bis dahin mündlich tradierte Gesetz soll bis auf die Gesetzgebung Jahwes am Sinai zurückgehen -die Überlieferungskette verläuft von Moses bis zu Hillel und Schammaj, den berühmten jüdischen Gesetzeslehrern zur Zeit Jesu. Als sich nach der Zerstörung des Tempels von Jerusalem (70 n. Chr.) das Schriftgelehrtentum durchsetzte, entstand ein Traditionalismus, der die Definition des mündlichen Gesetzes vorantrieb und mit Hilfe des Midrasch seine Übereinstimmung mit der Thora zu begründen suchte. Mit dem Namen Midrasch (« Forschung », « Auslegung », « Hermeneutik ») wird ein Zweig rabbinischer Literatur bezeichnet, der durch Kommentierung biblischer Perikopen rabbinische Lehren aus der heiligen Schrift begründen will. Man unterscheidet dabei zwischen halakhischen (gesetzlichen) Midraschim, die zum Teil aus dem 3. und 4. Jahrhundert stammen und die gesetzlichen Teile des Pentateuch behandeln, AuslegungsMidraschim hauptsächlich aus talmudischer Zeit, die ganze biblische Bücher kommentieren, und homiletischen Midraschim zu denjenigen Teilen der fünf Bücher Mose, die in den Synagogen vorgelesen werden. Die Midraschliteratur überliefert den Stoff alter rabbinischer Theologie. Halacha (hebr. « der einzuschlagende Weg ») nennt man den gesetzlichen Teil des Talmud, Haggada (aramäisch « Erzählung », «Verkündigung ») den nicht gesetzlichen, der Anekdoten, Legenden, theologische Reflexionen, Gleichnisse, Medizinisches, Psychologisches und Reiseberichte enthält. Als verpflichtend wird die Halacha, nicht jedoch die Haggada angesehen. Besonders diejenigen Mischnajot, die ohne Nennung eines Lehrers angeführt werden, sind autoritativ und als solche jeder Diskussion entzogen. In anderen Fällen werden die Parteien (z. B. die Schulen Hillels und Schammas) genannt, die über die betreffende Angelegenheit gestritten haben. Neben die Mischna tritt als zweiter Teil des Talmud die Gemara. Sie enthält diejenigen Diskussionen, die in späteren Jahrhunderten die palästinensischen und die babylonischen Rabbinen über die Mischna geführt haben. Damit hängt zusammen, dass es einen palästinensischen und einen babylonischen Talmud gibt. Ersterer, der Jerusalemer Talmud, wurde gegen Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. verfasst; der umfangreiche Babylonische Talmud, der hauptsächlich im 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. redigiert wurde, galt dem mittelalterlichen Judentum als autoritative Quelle. Christentumskritische Stellen im Talmud dienten der christlichen Kirche des Mittelalters als willkommener Anlass zu Bücherverbrennungen und Judenverfolgungen. Auch der neuzeitliche Antisemitismus hat sich immer wieder auf Talmudzitate gestützt, um die angebliche Menschenfeindlichkeit der Juden zu beweisen. In der neueren christlichen Theologie analysiert man bevorzugt solche Texte des Talmud, die ein Licht auf soziale, politische und religiöse Zustände zur Zeit Jesu und des frühen Christentums werfen.

hebräisch: »Lehre’. Zusammenfassung der gesamten jüdischen Tradition, vor allem des Gesetzes und seiner Auslegungsgeschichte. Entstanden zwischen dem 6. Jh v. und dem 5. Jh n. Chr. —siehe Israel; Jude; Thora; Jesus
 
 

 

 

 
 
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