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Ordo Templis Orientis (OTO) ist ein ritualistisch-okkulter Orden im Stil der Freimaurer, der sich selbst auf die Tempelritter zurückführt. Mehrere Gruppen haben behauptet, der echte OTO zu sein, aber amerikanische Bundesgerichte haben entschieden, dass der im World Wide Web vertretene Orden der »echte« Orden von Aleister Crowley ist und haben ihm als wohltätige und religiöse Organisation Steuerfreiheit zuerkannt. Der Orden kennt elf Grade, die ersten neun und der elfte entsprechen freimaurerischen »Initiierungen«, bei denen der Kandidat geprüft und hoffentlich durch tiefere Einsichten in die Welt und sich selbst erleuchtet wird. Der zehnte Grad steht für das »Outer Head« des Ordens, ein Posten, der zur Zeit laut Gerichtsentscheid von einem Hymeneus Beta besetzt ist; 1.004 andere beanspruchen diesen Titel ebenfalls für sich. Aleister Crowley wurde 1912 Eingeweihter des OTO, nachdem er sein Buch der Lügen (»The Book of Lies«) veröffentlicht hatte. Das damalige Outer Head, Theodore Reuss, kam zu ihm und sagte ihm, da er das Geheimnis des neunten Grades kenne, hätte er auch den entsprechenden Grad samt der dazugehörigen Verpflichtungen im OTO zu akzeptieren. Crowley protestierte und sagte, er kenne kein solches Geheimnis, aber Reuss zeigte ihm eine Ausgabe des Buches der Lügen und wies auf ein Kapitel, in dem das Geheimnis eindeutig enthüllt wurde. Crowley las seine eigenen Worte, und »blitzartig wurde es mir klar. Der gesamte Symbolismus nicht nur der Freimaurer, sondern vieler anderer Traditionen erstrahlte in meiner geistigen Vision ... ich erkannte, dass ich den Schlüssel zu zukünftigem Fortschritt der Menschheit in meiner Hand hielt.« Crowley sagte uns natürlich nicht, in welchem Kapitel das Geheimnis steht. Crowley wurde Reuss' Nachfolger als Outer Head, und nach ihm kam ein gewisser Karl Germer, der starb, ohne einen Nachfolger zu benennen, wodurch es zu einem langen Kampf zwischen verschiedenen Fraktionen kam. Charlie Manson gehörte einmal zu einem angeblichen Ordo Templi Orientis, aber nicht zu dem, den USGerichte als legitime und wohltätige Organisation anerkannten.
(0. T. 0.) bedeutet übersetzt „Orden des östlichen Tempels" oder „Orientalischer Tempelorden". Er wurde um die Jahrhundertwende von Karl Kellner, Franz Hartmann und Henry (Joshua) Klein gegründet. Kellner war ein wohlhabender Wiener Großindustrieller, der Mitglied mehrerer Freimaurerorden (Freimaurerei) und mystischer Bruderschaften war. Henry Klein hatte, nachdem er eine halbe Million Reichsmark geerbt hatte, in Oberbayern eine Art frühe Landkommune mit dem Namen „Erdsegen" aufgemacht. Zur Zeit seiner Gründung sah sich der O. T. O. als eine Art „Academica Masonica" (Freimaurerische Akademie), deren erklärtes Ziel es war, die Struktur und die Lehren mehrerer Freimaurersysteme vor allem des Memphis-Misraim Ritus und der Hermetischen Bruderschaft von Luxor unter einem Dach zu vereinen. Kellner war in beide Orden eingeweiht. Zusätzlich zu den Lehren der Freimaurerei beanspruchte der O. T. O. auch noch, ein besonderes Geheimnis zu lehren. Hierbei handelte es sich um eine bestimmte Form des Tantra, in die zwei Bengalen aus Lahore Kellner eingeweiht haben sollen. Es scheint so, als ob der O. T. O. in den ersten Jahren nur auf dem Papier bestanden hätte. Erst als Theodor Reuß hinzukam, änderte sich das. Zu dieser Zeit wurden Mitglieder des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus der Freimaurerei, auch unter der Abkürzung AASR bekannt, des wohl berühmtesten Hochgradsystems (Hochgrade), in die entsprechende Grade des O. T. O. eingeweiht. Interessenten, die nicht im AASR waren, erhielten vorher durch den O. T. O. die entsprechenden Grade dieses Ritus. Dies führte im Laufe der Zeit zu ernsthaften Schwierigkeiten mit dem AASR, der dem O. T. O. dieses Recht absprach. Deshalb beauftragte das Ordensoberhaupt Theodor Reuß er war der Nachfolger des 1905 verstorbenen Karl Kellner Aleister Crowley, neue Einweihungsrituale vorzuschreiben, damit diese Probleme aus dem Weg geräumt würden. Crowley, der 1912 Oberhaupt der englischen Sektion des O. T. O. geworden war, tat dies. Als Reuß im Jahre 1922 einen Schlaganfall bekam, wurde Crowley zum Oberhaupt des O. T. O. gewählt. Unter seiner Leitung wurde „Das Buch des Gesetzes" zu einem Hauptbestandteil der Lehren des O. T. O. Ein Teil der Mitglieder akzeptierte das nicht und verließ den Orden. Crowley war bis zu seinem Tode im Jahre 1947 Oberhaupt des O. T. O. Auf ihn folgte Karl Germer, und nach dessen Tod im Jahre 1962 wurde die Lage bezüglich der Leitung des O. T. O. recht undurchsichtig. So gibt es den sogenannten Schweizer O. T. 0., der lange Jahre unter der Leitung des vor einigen Jahren verstorbenen Hermann Josef Metzger stand. Metzger sah sich eher dem IIluminatenorden verpflichtet und betrachtete den O. T. O. als eine Untergruppierung dieses Ordens. Metzger wurde nur von seinen eigenen Anhängern zum Ordensoberhaupt gewählt. In den sechziger Jahren trat der Engländer Kenneth Grant mit der Behauptung an die Öffentlichkeit, daß er das Oberhaupt des O. T. O. sei, einen Anspruch den er aber nicht ausreichend belegen konnte. Ende der sechziger Jahre legte der Amerikaner Grady Louis McMurtry Briefe von Crowley vor, die ihn ermächtigten, in Zeiten der Not den O. T. O. zu leiten. Seiner Ansicht nach waren diese Zeiten angebrochen, da der Orden weniger als zehn Mitglieder weltweit hatte. Die von McMurtry (sein magischer Name lautete Hymenaeus Alpha) betriebene Reorganisation erwies sich als sehr erfolgreich und ist heute die mitgliederstärkste. McMurtry starb 1985, heute steht dieser O. T. O. unter der Führung eines Amerikaners, der den magischen Namen Hymenaeus Beta trägt. Im weiteren Sinne hat der O. T. O. drei Grade: Mensch der Erde, Liebender und Einsiedler. Diese drei Grade sind jedoch in mehrere Zwischengrade unterteilt, so daß man oft von zehn Graden spricht (Null bis Neun). Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren Grad (Zehn), aber der ist der Ehrentitel des Oberhauptes. Es existiert sogar noch der Grad Elf, aber dieser gehört nicht mehr zur eigentlichen Ordensstruktur. Strenggenommen besteht der O. T. O. nur aus den drei obersten Graden Sieben bis Neun (den Graden des Einsiedlers). Die offizielle Bezeichnung der anderen Grade (Null bis Sechs) lautet Mysteria Mystica Maxima (Höchst mystische Mysterien), trotzdem wird der Name O. T. O. meist für den gesamten Orden gebraucht. Rudolf p Steiner, der Begründer der Anthroposophie, war mehrere Jahre Mitglied des O. T. O. und leitete sogar eine Zeitlang die deutsche Sektion. Oft wird der O. T. O. auch mit dem Satanismus in Beziehung gebracht, doch nach Ansicht vieler Kenner der esoterischen und magischen Szene stimmt dieser Vorwurf weder für die Vergangenheit noch für die Gegenwart. In der Zeit während des 1. Weltkrieges und danach lauteten die Vorwürfe gegen den O. T. 0., daß er ein Teil der Verschwörung des Weltjudentums sei. Die Nationalsozialisten verboten den O. T. O. im Jahre 1935, und die Mitglieder emigrierten oder kamen ins Gefängnis bzw. ins Konzentrationslager.
Ordo Templi Orientis (OTO), um 1896 von Karl Kellner gegründeter sexualmagischer Orden. Nach Kellners Tod im Jahre 1905 übernahm Theodor Reuß die Leitung, 1922 schließlich Aleister Crowley. Heute tragen zwei Organisationen den Namen OTO. Die eine wird von dem tantrischen Okkultisten Kenneth Grant in England geführt, die andere von Grady McMurtry in Kalifornien. Im Mittelpunkt der magischen Zeremonien des OTO steht die Erwekkung der Sexualenergie; die Mitglieder des Ordens identifizieren sich dabei mit den Göttern und Göttinnen, die dieses Prinzip personifizieren.
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