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Goethe, Johann Wolfgang v.

 
       
  Goethe, Johann Wolfgang v. (1749-1832), der als Naturwissenschaftler bei seiner Suche nach den »Urphänomenen« auch Wege jenseits der akademischen Wiss.en beschritt, stand dem »Okkulten« durchaus positiv gegenüber. Geradezu abergläubisch hielt G. an Vorbedeutungen fest: Er war überzeugt, daß kleinere Unfälle die Vorboten größerer sind, daß man nichts vorher aussprechen (»berufen«) dürfe, wenn es gelingen soll, u. ä. m. — Ausdrücklich bejahte er die außersinnlichen Erfahrungen: »Soviel ist wohl gewiß, daß in besonderen Zuständen die Fühlfäden unserer Seele über ihre körperlichen Grenzen hinausreichen können und ihr ein Vorgefühl, ja auch einen wirklichen Blick in die nächste Zukunft gestattet ist« (Gespräche mit Eck ermann, 7. io. 1827). über die nächste Zukunft hinaus ging der Blick in dem bekannten Doppelgängererlebnis, das er nach seinem Äbschied von seiner Sesenheimer Freundin Friederike Brion hatte: »Als ich Friederike die Hand noch vom Pferde reichte, standen ihr die Tränen in den Augen, und mir war sehr übel zu Mute. Nun eilte ich auf dem Fußpfade gegen Drusenheim, und da überfiel mich eine der sonderbarsten Ahnungen. Ich sah nämlich, nicht mit den Augen des Leibes, sondern des Geistes, mich mir selbst denselben Weg zu Pferde wieder entgegenkommen und zwar in einem Kleide, wie ich es nie getragen: es war hechtgrau mit et- was Gold. Sobald ich mich aus diesem Traume aufschüttelte, war die Gestalt ganz hinweg. Sonderbar ist es jedoch, daß ich nach acht Jahren in demselben Kleide, das mir geträumt hatte, und das ich nicht aus Wahl, sondern aus Zufall gerade trug, mich auf demselben Wege fand, um Friederike noch einmal zu besuchen. Es mag sich übrigens mit diesen Dingen, wie es will, verhalten, das wunderliche Trugbild gab mir in jenen Augenblicken des Scheidens eine Beruhigung.« (Dichtung und Wahrheit, II. Buch.) Nicht »Zufall«, sondern (unbewußter) Erfüllungszwang mag schuld gewesen sein, daß G. gerade dieses Gewand trug; bemerkenswert jedenfalls ist der Trost, den der Doppelgänger spendet ( Mikorey zum Panoramatischen Erlebnis). Neben dieser vision de soi stehen verschiedene spukhafte Vorgänge, die G. erlebte: Mehrfach sah er Gestalten und Schemen, in seiner Umgebung wurden gelegentlich Klopflaute gehört, und mehrere Quellen berichten von phantomartigen Erscheinungen, die in seinem Arbeitszimmer und in seinem Garten — auch nach seinem Tod —gesehen wurden. Mimikry-Geräusche, und zwar Holzhacken und -sägen, sollen seinem Tod vorausgegangen sein. Nataly von Eschstruth 86oI939) bringt in ihrer Sammlung Spuk (1897) einen Bericht, für den sich der weimarische Geheimrat Klemm verbürgt. Klemm ging 1813 mit G. spazieren; plötzlich sah G. seinen Freund Friedrich Rochlitz, seltsamerweise in G.s Morgenrock und Pantoffeln: »Wahrhaftig, er ist es! Freund Friedrich! Hier in Weimar! Aber um Gottes willen, Mensch, wie siehst du aus? In meinem Schlafrock — in meinen Morgenschuhen gehst du hier auf offener Straße?!« — Klemm sah von der Erscheinung nichts. Tatsächlich war Rochlitz G. besuchen gekommen und wartete in dessen Wohnung; vom Regen durchnäßt, hatte er seine Kleidung abgelegt und sich aus G.s Kleiderschrank etwas geliehen. Auf dem Sofa anschließend eingenickt, träumte er »realistisch« die Begegnung mit G. Verständlich, daß Parapsychisches auch vielfach ins Werk Eingang fand, und nicht nur in den Faust. Man denke z.B. an den komplizierten Fall von Versehen beim im doppelten Ehebruch gezeugten Kind in den Wahlverwandtschaften. In den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter werden mehrere paranormale Ereignisse erwähnt, und in einer Deutung klingt geradezu etwas Archetypisches an: »... eine einzelne Handlung oder Begebenheit ist interessant, nicht weil sie erklärbar oder wahrscheinlich, sondern weil sie wahr ist.« — Den Schluß der Unterhaltungen bildet das Märchen, es kann als poetische Paraphrase der - Individuation gedeutet werden. Über Astrol., animalischen Magnetismus und Wünschelrutengehen äußerte sich G. reserviert, aber zustimmend. Eine geheime Sympathie in der Natur war ihm selbstverständlich und sowohl praktisch als auch dichterisch beschäftigte er sich mit Alchimie und Magie (Der Gro ß-Kophta, Faust). Besondere Erwähnung verdient die seltsame Gestalt der Makarie als Mensch, Seherin und zugl. Alter Ego eines Sterns (Wilhelm Meisters Wanderjahre). Fragen der Mystik und vor allem der Unsterblichkeit wurden von G. u. a. im Gespräch mit Falle erörtert. G.s Einstellung zur reinen Wiss., zur Farbenlehre, zu Fragen der Mystik und des Parapsychischen wurde vor allem im anthroposophischen Denken aufgegriffen.  
 

 

 

 
 
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