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Magnetismus |
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Magnetismus, animalischer, auch Animaler M., Tierischer M., der Ausdruck geht auf den Jesuitenpater und Gelehrten Athanasius Kircher (1601-168o) zurück und bezeichnet nach Mesmer und seinen Schülern die Wirkung einer hypothetischen Kraft, die der menschliche Körper abstrahlt oder die ihm entströmt — dem Prana der ind. Lehre vergleichbar. In der magnetischen Kur wird dieses »magnetische Fluidum« (Mesmer) vom Körper des Magnetiseurs oder seiner Helfer abgezogen und durch verschiedene Techniken, von denen die wichtigste die Passes sind, auf den Patienten oder die Vp. übertragen. Die Magnetiseure des 18. und 19. Jh.s sahen im a. M. die Erklärung für die »somnambulen« Phänomene, zu denen sie auch paranormale Effekte (ASW und PK) zählten. Während der magnetischen Kur bildet sich nach der Annahme der Magnetiseure eine »Fluidalbrücke«, die Gedanken und Empfindungen vom Experimentator auf die Vp. übertragen kann: Man spricht dabei vom magnetischen Rapport. Die Wortbildung a. Magnetismus ist nicht sehr glücklich, da an gar keine Beziehung zum physikalischen Magnetismus gedacht ist; animalisch bedeutet hier »nicht-physikalisch«, »organisch«. Zusammen mit der Suggestion (die alten Magnetiseure nannten sie »Imagination«) bildet der a. M. eine natürliche Erklärung der okkulten Phänomene. Die Täuschungsquellen, mit denen dabei gerechnet werden muß — namentlich der kritiklose Glaube an die Objektivität subjektiver Eindrücke und die Neigung, aus unbekannten Erscheinungen auf unbekannte Ursachen zu schließen —, kannten die Magnetiseure schon. Neben der (erfolgreichen!) Therapie untersuchten sie den a. M. lange vor der Entwicklung der experimentellen Ps. in wiss. zu nennenden Versuchen. Keineswegs waren alle Magnetiseure Jahrmarktsschreier, eine ganze Reihe gebildeter Gelehrter beschäftigte sich ebenfalls mit dem a. M. Bereits bei den frühen Magnetiseuren können 2 Lager unterschieden werden: Die einen nahmen im a. M. eine physikalische Wirkung an, die anderen eine psychische. Seit Braid versucht man, die Phänomene des a. M. als Suggestionseffekte zu verstehen (Hypnotismus). Dabei wird jedoch übersehen, daß es bis heute nicht gelungen ist, im hypnotischen Rapport die gleichen Ergebnisse zu erzielen, die im magnetischen gelungen sein sollen. Man vergißt auch, daß die alten Magnetiseure die Suggestion kannten und sie im experimentellen Design auszuschalten suchten. Eine erste, frz., Untersuchungskommission zum Studium des a. M. kam 1784 zu dem Ergebnis, Suggestion genüge zur Erklärung der Phänomene ( Glaube), eine zweite dagegen (1825) meinte für einige Erscheinungen eine besondere Kraft (eben das magnetische Fluidum) reklamieren zu können. Die außerordentliche anthropologische Relevanz solcher Erkenntnisse wurde nur von wenigen, z. B. von Schopenhauer, der im a. M. eine Experimental-Metaphysik sah, erkannt. Im 19. Jh. arbeiteten sowohl Ärzte (Gmelin, Hufeland, Kerner, Kieser, Passavant) als auch Laien (Deleuze, du Poet, Puysegur) als Magnetiseure. Heute wird der a. M. von der Schulmedizin nicht anerkannt; er spielt aber eine keineswegs unbedeutende Rolle bei nichtschulischen Heilern (Magnetiseuren, Magnetopathen). |
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