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Im AT hat E. eine zentrale Bedeutung. Wenn Gott einzelne Personen (z. B. die Erzväter) erwählte, so war diese E. nur Vorläufer und Voraussetzung für seine besondere Heilsgeschichte mit dem Volk Israel. Gottes E. setzte keine besonderen Qualitäten oder Verdienste voraus, sondern es lag in seiner freien Willensentscheidung, jemanden zu erwählen: Ein Mensch seiner Wahl war Jakob, ein Betrüger (1 Mose 27), und sein auserwähltes Volk war klein und unbedeutend (5 Mose 7,6ff.). Gottes E. zum Heil blieb unerforschlich. Er verheißt Israel, ein großes Volk zu werden, fruchtbares Land zu besitzen und frei von Bedrängern zu sein. Ist diese E. unverdient, so wird Gott doch den, der sich dieser E. entzieht, dafür strafen (Am 3,2). Auch im NT wurde nicht der, der sich durch Verdienst und Leistung auszeichnete, erwählt, sondern die Zöllner und Sünder. An sie wendete sich Jesus. Und Paulus betont, die Gemeinde bestehe besonders aus solchen, die nicht mächtig und vornehm sind (1 Kor 2,26). Nicht menschliche Ideale, Gott allein bestimmt, wen er erwählt (Röm 8,28 ff.). Anders als im AT gilt die E. nicht mehr einem bestimmten Volk, sondern die Gemeinde setzte sich aus Erwählten aller Völker zusammen. 2. Im Laufe der Kirchengeschichte entwickelte sich unter Einfluß von Augustin (35430) und besonders Johannes Calvin (1509-1544) die Lehre von der doppelten Vorherbestimmung (› Prädestination) zum Heil oder zur Verdammnis. Gott wird nicht zum Urheber der ewigen Verdammnis gemacht, aber er sieht den Ungehorsam des Menschen voraus und hat von daher die Verwerfung angeordnet (—siehe Gericht). Die Glaubenslehre von der doppelten Prädestination stand trennend zwischen reformierten und lutherischen Christen (sieheReformation). Erst im letzten Jahrzehnt wurde dieser Streit beigelegt: >Im Evangelium wird die bedingungslose Annahme des sündigen Menschen durch Gott verheißen. Wer darauf vertraut, darf des Heils gewiß sein und Gottes E. preisen (Leuenberger Konkordie Art. 24). 3. Eine starke Ausprägung findet der E.-Gedanke heute in religiösen Minderheiten und Sekten. Mitglieder dieser Gruppen sind sich ihrer E. so gewiß, daß sie dazu neigen, Anders-Denkende und Anders-Glaubende zu verurteilen. Nach dem Evangelium von Jesus Christus ist E. aber ein Angebot an alle Menschen, das frei macht, nicht eine Vorbedingung, die erbracht werden muß (Gal 5,13). Bekenntnisschriften; Bund; Gnade; Israel |
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