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ELMYR

 
       
  Elmyr de Hory, auch als Baron Elmyr von Houry, Herzog Elmyr, Baron Elmyr Hoffman, Joseph Dory und unter Hunderten von anderen Namen bekannt, wurde 1968 in Frankreich wegen Bilderfälschung verurteilt. Wie viele Fälschungen hat dieses vielnamige Individuum angefertigt? Diese Frage beschäftigte nicht wenige Kunsthistoriker und Kriminologiestudenten, denn nach Verbüßung seiner kurzen Gefängnisstrafe schrieb Elmyr zusammen mit dem jungen amerikanischen Autor Clifford Irving die ganze Geschichte seiner kriminellen Karriere auf in einem Buch namens Fake! Dort heißt es, dass Elmyr für Tausende von klassischen Kunstwerken verantwortlich sei, die heute in Museen auf der ganzen Welt hängen. Diese Behauptung betrifft einen großen Teil des künstlerischen Erbes und ist natürlich sehr umstritten. Orson Welles drehte einen Film über den Elmyr-Skandal, in dem der Baron direkt vor der Kamera ein paar recht echt aussehende Picassos, Modiglianis, Van Dunkens usw. auf die Leinwand zaubert. Elmyr besteht in dem Film, wie auch im Buch, darauf, dass er und andere, ungenannte Fälscher ohne weiteres die sogenannten Kunstexperten täuschen können und dass diese Experten ihre »Autorität« nur durch Betrug und Gruppenzusammenhalt aufrechterhalten. Soll man nun diesem alten Betrüger oder diesen »anerkannten« Fachleuten glauben, die von ihm mindestens ein paarmal hinters Licht geführt worden sind? Die Problematik wird noch komplizierter, wenn der Film die betrügerischen Aktivitäten von Elmyrs Mitarbeiter, Mr. Irving, in der Angelegenheit einer Howard -HughesBiographie enthüllt. Dabei ging es darum, ob die Gerichte eher einer Stimme am Telefon, die wie Howard Hughes klang, glauben würden oder aber einer Unterschrift unter einem Vertrag, den Irving vorlegte, und die von drei Experten als absolut authentisch und von Hughes stammend bezeichnet worden war. Gruseligerweise entschieden sich die Richter für die Stimme, und Irving mußte ins Gefängnis (später hieß es dann, sowohl die Stimme als auch die Unterschrift seien gefälscht gewesen). Die Sache wurde noch verzwickter, als Welles enthüllte, dass Teile des Films (scheinbar eine Dokumentation) ebenfalls gefälscht waren. Verglichen mit anderen Themen in diesem Buch, hörte sich das nach Kleinkram an, wenn nicht die Howard­Hughes-Debatte in die Nähe einer großen politischen Verschwörung geraten wäre; und die Unfehlbarkeit der »Kunstexperten« sieht sich erneuten Angriffen der Postmodernisten und Multikulturalisten in den Universitäten ausgesetzt, die wie Elmyr behaupten, dass Kunstexperten hauptsächlich bluffen. Diese Behauptung beweist sich dadurch selbst, dass beinahe alle »Klassiker«, die von Experten als echt befunden worden sind, von männlichen Weißen, wie sie selbst welche sind, stammen.  
 

 

 

 
 
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