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Demut « Demütig sein» bedeutet gehorsam, untertänig sein. Im Alten Testament heißt es so viel wie «sich ducken, sich beugen », ein Verhalten, das nie von Gott, sondern nur von Menschen ausgesagt wird. Dem Demütigen werden als Lohn Reichtum, Ehre und Leben versprochen. Wer sich aber der Forderung, demütig zu sein, widersetzt, gilt als hochmütig und ungehorsam; Strafen wie Schande, Gericht, Untergang oder Spott sind ihm gewiss. Wenn Gott die Menschen demütigt, schickt er Not, Krankheit, Unglück oder Feinde als Strafe für die Sünde des Menschen. Diese Demütigung soll zur Umkehr führen: « Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich; nun aber halte ich dein Wort.» (Ps. 119, 67) Das im Neuen Testament für « sich demütigen» gebrauchte Verb hat im griechischen Sprachgebrauch die Bedeutung « sich wegwerfen, sich preisgeben, sklavisch denken und handeln ». Grundlegend für das neutestamentliche Denken ist die Auffassung: «Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.» (Mat. 23, 12) Demut charakterisiert das Verhältnis Jesu Christi zu Gott (Phil. 2, 5 ff.). Dieselbe Haltung sollen auch die Gläubigen einnehmen. Paulus fordert Demut gegenüber Gott (1. Kor. 4, 7) und Demut gegenüber dem Bruder (Phil. 2, 3). Als der Philosoph Celsus um 180 n. Chr. den Christen eine « unwürdige und schmutzige Demutshaltung » vorwarf, entgegnete Origenes (gest. 254), Demut sei die universalste Tugend, die Wurzel der Erlösung. Augustinus (354 -430) meinte, der Mensch müsse sich in der Liebe zu Gott vergessen, sich ganz und gar verachten. Demut sei Anfang, Mitte und Ende der Bekehrung. Demut ha das Leben der christlichen Mönch aller Jahrhunderte geprägt. In der Regel des Benedikt von Nursia beginn Demut mit Gottesfurcht und führt hin zur Gottesliebe. Auch Martin Luther (1483 -1546) hielt die « Geringschätzung, Verachtung und Verdammung seiner selbst» für grundlegend bedeutsam. Demut sei Einverständnis des Glaubens in das Gericht Gottes, das im Kreuz Christi offenbar geworden ist. «Deshalb muss man sich vor allen Dingen demütigen, damit wir das Licht und die Gnade empfangen, ja vielmehr sie bewahren. Demut und Gnade wollen nämlich nicht voneinander getrennt werden, wenn auch die eine der andern vorangeht.» In der Mystik nimmt Demut als « Entwerdung » des menschlichen Ich eine überraschende Wende. Demütige Selbstentmachtung erweist sich am Ende als höchste Machtsteigerung. Laotse sagte: « Darum stellt der Heilige sein Selbst hintan, und siehe, es tritt hervor. Er gibt auf sein Selbst, und siehe, es wird bewahrt.» |
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