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Pilgern (Wallfahrt) Auf Wallfahrten oder Pilgerreisen bewegen sich die Gläubigen zu fernen Kultstätten und Orten, an denen sich übernatürliche Kräfte sammeln sollen und wo man göttliche Hilfe zu erlangen hofft, da dort eine Gottheit, ein Heros oder ein Heiliger nahe ist, den man als Fürsprecher anzurufen gedenkt. Das Phänomen ritueller Ortsveränderung ist in fast allen Religionen verbreitet, zum Beispiel in Judentum, Christentum und Islam, aber auch in vielen Stammesreligionen. Im Christentum ist die zeitlich und örtlich begrenzte Wallfahrt (peregrinatio ad loca Santa) zum Symbol des lebenslangen Unterwegs-seins des Menschen (via peregrina) geworden. In Erinnerung an Abraham und Mohammed schreibt der Koran allen Gläubigen als eine der fünf Grundpflichten eine Pilgerfahrt nach Mekka (Hadjdj) vor. Neben dieser vollgültigen Wallfahrt, die in der zehnten Woche nach dem Fastenbrechen am Ende des Ramadan (er beginnt am achten Tag des zwölften Monats des islamischen Mondjahres) stattfindet, gibt es die Umra (arabisch « kleine Fahrt »), die nicht an bestimmte Zeiten gebunden ist. Im Christentum hat man angesichts unterschiedlicher Motive des Pilgerns zwischen der Frömmigkeits- (devotio), der Straf- (punitio) und der Auftragswallfahrt (delegatio) unterschieden. Die Wallfahrer machten sich auf den Weg, im Glauben, Jesus nachzufolgen (imitatio Christi) oder einen Heiligen nachzuahmen (via perfectionis). Zur Strafe mussten Kapitalverbrecher oft nach Santiago de Compostela pilgern. Eine solche Strafwallfahrt konnte per Delegation auf Dritte abgewälzt werden. Der Protestantismus hat die mit der Pilgerei verbundene Reliquien- und Bilderverehrung, die Wundergläubigkeit sowie den Ablasshandel kritisiert und abgelehnt. |
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