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Ägyptische Freimaurerei, von Graf Cagliostro ersonnener magischer Ritus. Cagliostro behauptete, die ägyptische Freimaurerei besäße den Schlüssel zum Stein der Weisen und die Teilnehmer könnten ihre »ursprüngliche Unschuld« entdecken. Er ließ Männer wie Frauen zu dieser Loge zu, wobei seine Frau bei der Initiation weiblicher Neophyten assistierte. Sie pflegte dann die Gesichter ihrer Neophyten mit folgenden Worten anzuhauchen: »Ich hauche dir diesen Atem ins Gesicht, um in deinem Herzen die Wahrheit keimen und wachsen zu lassen, in deren Besitz wir sind; ich hauche hinein, um deine guten Absichten zu stärken und dich im Glauben deiner Brüder und Schwestern zu bestätigen...« Später erhielten die Frauen weiße Gewänder und nahmen an einer Zeremonie teil, bei der sie ermutigt wurden, die »schändlichen Bande« ihrer männlichen Meister abzuwerfen. Danach wurden sie in einen Garten und dann in einen Tempel geleitet, wo sie eine »einführende« Begegnung mit Cagliostro selbst hatten. Bei dieser Gelegenheit pflegte er nackt auf einer goldenen Kugel aus dem Tempeldach herabzuschweben und seine Neophyten aufzufordern, im Namen der Wahrheit und Unschuld ihre Kleider abzulegen. Nun erklärte er ihnen die symbolische Natur ihres Strebens nach Selbsterkenntnis, ehe er wieder die goldene Kugel bestieg und zur Tempelkuppel emporschwebte. Das alles taten Cagliostro und seine Frau allerdings nicht unbedingt aus reiner Nächstenliebe, denn anscheinend bezahlten die eingeweihten Damen 100 Louisdore Teilnahmegebühren. Viele stammten jedoch aus der Pariser Aristokratie und konnten sich das durchaus leisten. |
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