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Ungeheuer

 
       
  Die erste Schilderung eines Ungeheuers (wenn auch übertrieben) enthält Edward Topsells Buch »Geschichte der Schlangen«, das 1608 erschien. Darin berichtet er beispielsweise, wie ein Ungeheuer, wahrscheinlich eine Riesenschlange, ein »Tier von beträchtlichem Umfang« – einen Elefanten – umbringt: »Sie verstecken sich in Büschen, bedecken ihren Kopf und lassen den übrigen Teil des Körpers wie ein Seil herunterhängen. Vom Baum halten sie Ausschau, bis der Elefant kommt und sich an den Zweigen gütlich tut. Bevor er dessen gewahr wird, springen sie ihm plötzlich ins Gesicht und stechen ihm die Augen aus. Dann winden sie sich um den Hals und mit dem Schwanz oder Hinterteil schlagen und quälen sie den Elefanten, bis er nach Atem ringt, denn mit dem Vorderteil erwürgen sie ihn, während sie mit dem hinteren Teil auf ihn losschlagen.« Trotz aller Übertreibungen schildert Topsell hier genau, wie eine Python ihrer Beute auflauert und sich auf sie stürzt. Dennoch überwogen auch noch zu dieser Zeit die Berichte von Forschern und Reisenden, die bizarre Geschichten erzählten. Da gab es Geschichten von Menschen mit Hundeköpfen, von denen Marco Polo berichtete, von Menschen mit Bocksfüßen, mit Vogelschnäbeln oder einem langen behaarten Schwanz.
Niemand weiß, welche Wesen die Reisenden meinten. Vielleicht mischten sie Naturbeobachtungen mit ihrer Fantasie und alten Sagen. Aber auch in Europa wurde von schrecklichen Ungeheuern berichtet. Noch 1978 berichteten verschiedene Zeugen, ein Ungeheuer, das wie der Teufel aussähe, treibe sich nahe der Kirche von Mawnan im englischen Cornwall herum. Das gleiche Ungeheuer trieb laut den Berichten von drei Mädchen in einem Dorf in der Nähe von Caen (Frankreich) sein Unwesen. Es sei dicht behaart gewesen, »mit großen runden Augen«. Der Vogelmensch sei steil in die Luft gestiegen, hieß es. Ernster zu nehmen ist ein unbekanntes Ungeheuer, auf das die französische Armee Jagd machte. Im 18. Jahrhundert versetzte es ein Gebiet Frankreichs in Angst und Auch diese »Kopflosen« zählen zu den Ungeheuern, die die menschl. Fantasie bewegen Schrecken: die in den Cevennen, nordwestlich von Marseille, gelegene Landschaft Gevaudan. Im Juli 1764 wurde dort ein Mädchen, das in einsamem Gelände eine Herde hütete, tot und mit herausgerissenem Herzen gefunden. Binnen weniger Tage wurden weitere Jugendliche bei ihren Herden auf ähnliche Weise umgebracht.
Die Eltern holten entsetzt ihre Kinder aus den Bergen. Es geschah nichts mehr. Nach einer Weile wurden die Herden wieder in die Berge getrieben und von Kindern gehütet. Das Morden ging weiter. Eine Frau, die erzählte, sie habe das mordende Ungeheuer gesehen, schilderte es so: ein Tier von der Größe eines Esels mit einem Schweinerüssel, kurzem, rötlichen Fell, winzigen Ohren und einem langen Schwanz, das aufrecht auf den Hinterbeinen lief. Ein weiterer Zeuge sagte, er habe ein Wesen dieser Art angeschossen. Die Bewohner des Gevaudan waren überzeugt, dass ein »Loupgarou«, ein Werwolf, ihre Wälder durch streifte. Im Februar 1765 entsandte König Ludwig XV. eine Kompanie Soldaten in das Gevaudan. Die Soldaten stießen bald auf das Ungeheuer und eröffneten das Feuer. Schwer verletzt entkam es in die Wälder. Die Soldaten waren überzeugt, dass das Ungeheuer seinen Verletzungen erliegen werde und rückten wieder ab. Dem König wurde gemeldet, das Biest sei tot.
Die Entwarnung war voreilig. Im folgenden Sommer wurden weitere Kinder in den Bergen getötet. Aber erst 1767 kamen die Soldaten wieder. Sie spürten einen riesigen Wolf auf und erschossen ihn. Wieder wurde dem König der Tod des Ungeheuers gemeldet und wieder war es voreilig. Denn das Morden ging weiter. Die Bewohner der Region begannen, ihre Häuser zu verlassen und sich mit ihren Angehörigen in Sicherheit zu bringen. Das passte dem dortigen Landbesitzer, dem Grafen d’Artan, überhaupt nicht. Er stellte eine Gruppe von Jägern zusammen und ging auf die Ungeheuerjagd. Am 19. Juni stellten die Jäger ihre Beute in einem Wäldchen bei Le Sogne d’Auvert. Der Jäger Jean Chastel feuerte zwei Silberkugeln auf das Ungeheuer ab. Die zweite traf mitten ins Herz.
Um zu beweisen, dass das Ungeheuer keinen Schaden mehr anrichten könne, marschierten die Jäger mit dem Kadaver durch die Dörfer des Gevaudan. Dies ist in Chroniken und Akten genau festgehalten. Die Einwohner des Gevaudan können noch immer die Stelle zeigen, wo das Ungeheuer die Silberkugel traf. Und die Muskete des Jägers nimmt in der Dorfkirche von SaintMartin de Bouchaux einen Ehrenplatz ein. Aber niemand kann sagen, welches Ungeheuer getötet wurde und wie es aussah, denn das wurde nicht dokumentiert.
(– Werwolf).
 
 

 

 

 
 
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