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Muskellesen

 
       
  Muskellesen, in der Parapsychologie auftretendes Phänomen, das als mögliche Erklärung für bestimmte Fälle von Telepathie gilt; dabei reagiert eine Versuchsperson auf die unwillkürlichen Muskelbewegungen einer zweiten Person und errät die diesen Bewegungen zugrunde-liegenden Gedankenvorgänge meist richtig, obwohl keine »psychische« Kommunikation stattgefunden hat.

Muskellesen, eine Art von Pseudogedankenlesen, der man heute noch gelegentlich bei Gesellschaftsspielen begegnet: Eine Gruppe denkt sich eine Aufgabe aus, z. B. ein Bild von einem Haken nehmen und auf den Tisch legen. Jemand, der die Aufgabe nicht kennt, soll nun einen Teilnehmer an der Hand nehmen (oder seine Mutter-Kind-Beziehung Hand auf dessen Stirn legen o. ä.), langsam mit ihm durchs Zimmer gehen und dabei die gestellte Aufgabe erraten. Dabei helfen ihm nicht willentlich gesteuerte Muskelzuckungen des »Wissenden«. »Die betreffenden Gedankenleser konzentrieren ihren Geist darauf, ob die Hände des Denkenden (die sie umfassen) zufrieden oder nicht zufrieden sind. In der Tat haben diese Hände eine ganze Sprache: Soll der Gedankenleser in die Höhe greifen, so heben sie sich (beim Denkenden) ein ganz klein wenig, soll er sich bücken, so drücken sie herab, hat er seine Aufgabe noch nicht erfüllt, so lassen sie ihn nicht vom Fleck und ist er glücklich zu Ende, so geben sie ihm durch einen sanften Druck ihre Befriedigung zu erkennen.« Selbstverständlich sind auch die mimischen Reaktionen der Zuschauer und vor allem die Erfahrung (da die Aufgaben sich ja sehr ähneln) von Bedeutung. Die Hypothese der unbewußt gesteuerten Muskelbewegung hatte der frz. Chemiker Michel Eugene Chevreul (1786-1889) bereits 1833 aufgestellt. Aber ehe diese Zushg.e bekannt waren, konnten einige »Medien« mit ihren »telepathischen« Fähigkeiten verblüffen. 1884 beeindruckte Cumberland Cumberlandismus) sein Berliner Publikum mit dieser Kunst; aber schon im gleichen Jahr gelangen Dessoir die gleichen Leistungen, ohne daß eine paranormale Erklärung nötig war. — Weitere aufsehenerregende »Gedankenleser« jener Zeit waren Bellini, Cetti, Carl Faulhaber, Lucie de Gentry, Grigorowitsch, »und dann wurde das ’Cumberländern, zu einer Varietenummer« .
 
 

 

 

 
 
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