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Kontrolle (Kontrollgeist), im Spiritismus Bezeichnung für die »Persönlichkeit«, die sich bei einer Seance durch das Medium mitteilt. Manchmal wird unter Kontrolle auch ein Führer verstanden.
Kontrolle, auch Konzmunikator, Kontrollgeist, Spirit-Kontrolle, Trancepersönlichkeit, in der Pps. eine Personifikation, die durch ein Medium hindurch als Absender von paranormalen Botschaften oder als Verursacher psychokinetischer Manifestationen in Sitzungen in Erscheinung treten kann; nach spiritistischer Ansicht ist die K. der Geist eines Verstorbenen (u. U. auch eine nichtmenschliche Wesenheit), nach animistischer Hypothese eine Teilpersönlichkeit des Unbewußten des Mediums oder, in selteneren Fällen, Bewußtsein oder Unbewußtes eines anderen Lebenden, der mentalsuggestiv Einfluß auf das Medium ausübt. Dem Medium und den Teilnehmern unbekannte, plötzlich in der Seance auftretende K.n werden als Drop-In-K. [von engl. to drop in; unerwartet vorbeikommen, »hereinschneien«] bezeichnet. Die Ankunft der K. verläuft nach mehrfach wiederholten Sitzungen meist nach einem bestimmten Muster: charakteristische Klopflaute, Lichterscheinungen oder auftretende Automatismen (Automatisches Sprechen, Schreiben; Transfiguration). Auch physiologische Daten können registriert werden: Doyle beobachtete bei dem Medium John Tichnor 82 Pulsschläge pro Minute im Normalzustand; kontrolliert von der Trancepersönlichkeit »Colonel Lee« stieg der Puls auf soo, bei »Black Hawk« auf 118. Bekannte K.n sind »George Pelham« und »Phinuit« (Piper), »Nell« ( Silbert), »Katie King« (Cook) oder »Walter«. Nicht immer gaben die K.n ihre Identität preis; Homes K.n z. B. sagten nur »wir«. Manchmal sind es hist. Persönlichkeiten, etwa Aristoteles oder Victor Hugo, manchmal behaupten sie das aber auch nur und geben dann die detaillierte Biographie (die sich u. U. teilweise verifizieren läßt; so Fords Kontrollgeist »Fletcher«) einer bislang unbekannten Persönlichkeit aus einem vergangenen Jh. oder einer anderen Kultur. Gelegentlich werden K.n aufgrund der Handschrift ( Automatisches Schreiben) oder der Stimme von Teilnehmern, die den Verkörperten zu Lebzeiten kannten, identifiziert. – Manches Medium hat mehrere K.n, die nacheinander auftreten oder bestimmte Lebensabschnitte ein und derselben Person verkörpern, andere K.n behaupten zu mehreren gleichzeitig anwesend zu sein, und in einigen Fällen artikulierte sich die gleiche K. nacheinander in mehreren Medien. Die Kontrollgeist-Vorstellungen scheinen sich aus dem Schutzengelgedanken entwickelt zu haben; in jüngerer Zeit sind K.n, die sich als »reine Geister« bezeichnen, d. h. solche, die nie Mensch gewesen sein wollen, selten (z. B. »Klein-Stasia«, Tomczyk). Hin und wieder treten auch Lebende als K.n auf. Äm Ort ihrer physischen Existenz scheinen sie zur gleichen Zeit zu schlafen (Bilokation); Bardella (1911) schildert den Fall, daß ein Sterbender als K. auftritt, um seinen Tod anzukündigen (Abmelden). Sowohl Verstorbene als auch lebende K.n sollen sich in Seancen materialisiert haben (Phantom). – In der ps. Interpretation sind die K.n verselbständigte und personifizierte Teile des Unbewußten eines Mediums; sofern sie mit Lebenden identisch zu sein scheinen, wird die Verarbeitung einer unbewußten telepathischen Erfahrung angenommen. Für die individual- und gruppenps. Deutung sind die behaupteten Biographien der K.n wichtig – ob Indianer (sehr oft), Inder, Zuluhäuptling, Kindsmörderin, Pirat oder ägyptische Priesterin: Die Wahl symbolisiert Bedürfnisse des Individuums (Medium) und der Gruppe (Seanceteilnehmer). |
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