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Der Herrscher von Israel und Juda (etwa 964 926 v. Chr.) übertraf laut Bibel »alle Könige der Erde an Reichtum und Weisheit«. Sein Tempel war ein Wunderwerk aus Gold, Elfenbein, Silber, wertvollen Steinen, mit riesigen geschnitzten Standbildern auf reich verzierten Säulen. Er unterhielt eine große Schiffsflotte und eine Armee mit 1400 Streitwagen und 12 000 Reitern. Das erste Buch der Könige erzählt: »In einem einzigen Jahr wurden König Salomo 666 Zentner Gold geliefert ...« Doch woher bezog der mächtige König alle diese Schätze? Und dazu noch Eingeborene, Pfauen, Leoparden und Affen? Es steht im Buch der Könige: »Der König besaß eine seetüchtige Handelsflotte, die Flotte von Tarschisch, die zusammen mit den Schiffen König Hirams ausfuhr. Alle drei Jahre kamen die Schiffe von Tarschisch und brachten Gold, Silber, Elfenbein.« Aber niemand sagt, wo oder was Tarschisch war. Es gibt viele Versuche der Deutung. Tarschisch kann unter anderem mit »Schmelzerei« übersetzt werden. Im klassischen Altertum gab es überdies mehrere Orte dieses Namens. Die Bibel gibt nur den brauchbaren Hinweis, dass der Prophet Jonas auf dem Wege nach Tarschisch unterwegs war, als er von dem Wal verschlungen wurde. Jonas trat seine Reise von Japho aus an, einem Hafen am Mittelmeer. Der jüdische Historiker Josephus übersetzte das alte Testament im ersten Jahrhundert n. Chr. und brachte Tarschisch in Zusammenhang mit Tarsus, einem in römischer Zeit bekannten Hafen. Das bestätigt die Annahme, dass Salomo in Tarsus eine Flotte stationiert hatte, die von dort aus zu verschiedenen »Schmelzereien« fahren konnte. Eine weitere These: Salomo hatte erwiesenerweise einen Bund mit den seeerfahrenen Phöniziern geschlossen. Sie handelten mit Tartessos, einem Königreich in der Nähe des heutigen Cadiz in Spanien, wo auch Silber abgebaut wurde. Aber keiner dieser Erklärungsversuche ist zufriedenstellend. Wieso hätten die Schiffe aus diesen Häfen drei Jahre bis zur Ankunft in König Salomos Reich gebraucht? Und abgebaut wurde dort nur Silber, kein Gold. Es gab dort kein Elfenbein, geschweige denn Leoparden, Affen oder Pfauen. Der griechische Historiker Herodot berichtete um 660 v. Chr., dass die Phönizier durch das Rote Meer südwärts segelten und durch das Mittelmeer wieder zur Nordküste Ägyptens zurückkehrten.
Dieser Bericht wird von Altertumswissenschaftlern voll akzeptiert. Das hieße, dass die Phönizier Afrika umrundeten und schließlich vielleicht Amerika erreichten. Ähnliche Fahrten könnten sie auch zu Zeiten des Königs Salomo unternommen haben. Lag Tarschisch in Mexiko oder Brasilien? Der Leiter der Abteilung Mittelmeerforschung an der Brandeis Universität in Massachusetts, Cyrus Goron, ist sicher, dass Salomos sagenhafte Schätze aus Amerika kamen. Er sieht es als erwiesen an, dass die Phönizier Brasilien kannten. Sie nannten es »Eisenland«. Eisen ist heute noch das Hauptexportprodukt Brasiliens. Außerdem gab es in der neuen Welt Gold und Silber in reicher Menge, Eingeborene, Pfauen und Affen auch. Andere Mitbringsel wie Elfenbein könnten auf der Rückreise in Afrika an Bord genommen worden sein. |
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