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Graf von St. Germain |
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Niemand wusste, wer er war, wo er herkam, wie er hieß. Der Mann, der bald nur noch der Graf von St. Germain genannt wurde, verfügte über unendlich viel Geld, war gebildet – er sprach 25 Sprachen, darunter auch arabische und orientalische –, spielte göttlich Violine und Spinett und besaß ein umfassendes Wissen. Der Philosoph Voltaire sagte über ihn: »Er ist ein Mensch, der ewig lebt und alles weiß.«
Als der Graf von St. Germain im Jahr 1710 aus dem Nichts in Paris auftauchte, sah er aus wie ein 40 bis 45 jähriger Mann. Doch er alterte nie. Als die Gräfin von Gerogy ihn nach fünfzig Jahren wieder sah, glaubte sie an ein Wunder. Sie schrieb an ihre Freundinnen: »Er sieht ganz genau aus wie vor einem halben Jahrhundert. Er ist nicht die Spur gealtert.«
Der Graf war ein Vertrauter von Madame de Pompadour, der Mätresse des Königs Ludwig XV. Er erklärte ihr die Lebensart seiner Zeit so: »Madame, alle Frauen suchen die ewige Jugend und alle Männer den Stein des Weisen. Die einen wollen die ewige Schönheit, die anderen ewigen Wohlstand.«
Ganz Europa war damals überzeugt, dass der Graf beides entdeckt hatte. Seine Freundin und Chronistin Madame d’Adhemar berichtet in ihrem Tagebuch, sie habe ihn 1820 zum letzten Mal gesehen. Da hätte der Graf etwa 150 Jahre alt sein müssen. Selbst wenn dieser Bericht vielleicht der Fantasie einer alten Dame entsprungen sein mag, ist sicher, dass er 1789 die französische Revolution, vor der er schon seit Jahrzehnten gewarnt hatte, erlebte. Viele Zeugen haben ihn beobachtet. Er muss damals schon 90 oder älter gewesen sein. Doch er sah immer noch wie ein Mittvierziger aus.
Der Graf war unermesslich reich. Er besaß tausende von Brillanten in allen Größen und Formen. Manchmal ließ er durchblicken, er könne die kostbaren Steine selber herstellen. Er war mehrere Male durch Indien gereist, war in tibetanischen Klöstern und am Hof des Schah von Persien gewesen, wo er gelernt habe, Diamanten zu fabrizieren und Gold aus Blei zu machen. Er behauptete, durch den Weltraum gereist zu sein. Und er sagte: »Ich reiste durch die Zeit und befand mich unbewusst in weit entfernten Ländern.«
Er war ständiger Gast der mächtigen okkulten Geheimbünde und genoss dort hohes Ansehen. Aber er kannte sich auch in bodenständigen Dingen aus. Der Graf war der Entdecker chemischer Techniken, die beispielsweise das Färben und die Bearbeitung von Lederwaren ermöglichten. Außerdem hatte er eine Fabrik in Venedig, in der 100 Arbeiter Leinen herstellten, das aussah und sich anfühlte wie Seide. Es gab kaum jemanden, der nicht fest daran glaubte, der Graf von St. Germain hätte den Stein der Weisen gefunden. Er selbst behauptete es auch von sich. Angeblich soll er schon 1784 gestorben sein. So steht es jedenfalls in den Kirchenbüchern der Stadt Eckernförde. Doch wenige Jahre später wurde er bei Veranstaltungen von Rosenkreuzern, Illuminaten, Nekromanten und Humanisten gesehen. 1788 warnte er in Paris die Adeligen vor der bevorstehenden Revolution. Nach Beginn der Revolution reiste er 1789 nach Schweden, wo er König Gustav III. von einer schweren Krankheit heilte. Und immer noch sah er aus wie ein Mittvierziger.
Einige Okkultisten sind der Meinung, dass der Graf noch heute lebt, dass er im Besitz des Geheimnisses der Unsterblichkeit ist. Im Jahre 1972 behauptete der Pariser Richard Chanfrey im französischen Fernsehen, er sei der Graf von St. Germain. Zum Beweis verwandelte er vor den Kameras einen Bleiklumpen auf einem Campingkocher in Gold.
Selbstverständlich glaubte jeder an einen Trick, was es wahrscheinlich auch war. Aber jener Richard Chanfrey war wie der Graf aus dem Nichts aufgetaucht. Niemand kannte ihn. Und niemand hat ihn nach dem Fernsehauftritt wieder gesehen. |
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