|
|
Hyperästhesie, Überempfindlichkeit, vor allem der Sinnes- und Gefühlsnerven. Gegensatz: Hypästhesie, Hypoästhesie. — Es ist manchmal schwierig, zwischen H. und ASW zu unterscheiden: H. bezeichnet eine periphere, aber sinnlich vermittelte Wahrnehmung, ASW eine Erfahrung eigener Art. Kritiker der Pps. versuchten immer wieder und mit z. T. gewagten Konstruktionen, die Fälle der ASW-Kasuistik als H. zu interpretieren, so z. B. wenn jemand lediglich aufgrund des Geruchs unter 5o oder 6o Personen den Besitzer eines Handschuhs herausfinden konnte, oder wenn schon am Ausgangsort kaum hörbar akustische Signale über kilometerweite Entfernungen vernommen wurden. Nach Ansicht der Pps. bleibt aber ein unbezweifelbarer Rest an ASW-Phänomenen. Baerwald schlug vor, das Hellsehen als eigenständiges Phänomen aufzuheben und die entsprechenden Fälle als Telepathie oder H. zu betrachten. A. N. Chowrin, Oberarzt an der Irrenanstalt Tambow, legte 1898 eine Arbeit über »Hyperästhesie der höheren Sinnesorgane« vor (dt. 1919; der Übersetzer Schrenck-Notzing spricht im Titel von »räumlichem Hellsehen«!). Die Patientin, die Chowrin 1892-94 untersuchte, war eine 32jährige Hysterica: Ihre linke Körperhälfte war in jeder Hinsicht anästhetisch, rechts war die Sensibilität erhöht, vor allem der Tastsinn des Mittelfingers der rechten Hand; bei allmählicher Farbenblindheit des Auges entwickelte sich eine optische H. der Hand, die, auch im Dunkeln, Farben erkennen konnte. Suggerierte man der Patientin, auf einem leeren Blatt Papier sei eine Abbildung, so vermochte sie dieses Blatt Papier später aus einer Reihe anderer Blätter herauszufinden. Sie »las«, nach Chowrin, aufgrund des Tastsinns den Inhalt verschlossener Briefe (bei gefaltetem Blatt!). Chowrin stand den Hypothesen des Okkultismus mißtrauisch gegenüber, doch mittlerweile ist man der Ansicht, daß H. eine unzulängliche Erklärung der Phänomene seiner »mustergültigen Untersuchung« (Baerwald) ist; wahrscheinlich liegt ASW vor. |
|