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Johannes vom Kreuz (1542-159D, spanischer Mönch des Karmeliterordens, der bei seinen mystischen Übungen das Fasten und die Selbstverleugnung praktizierte. Er lernte Theresia von Avila (auch Teresa de Jesüs) kennen und unterstützte ihre Karmeliterreformen, was 1575 zu seiner Gefangennahme in Toledo führte. Nach neun Monaten Haft floh er nach Südspanien und verbrachte den Rest seines Lebens vorwiegend als Beichtvater der Nonnen in der Reformbewegung. Johannes vom Kreuz ist bekannt geworden durch seine mystischen Werke Die dunkle Nacht der Seele und Der Aufstieg vom Berge Karmel, die sich auf seine persönlichen Erfahrungen gründen und die Beziehung der Menschen zu Gott beschreiben. Nach seiner Überzeugung nähert man sich Gott, wenn man in der »Nacht der Sinne« von selbstischen Begierden und anderen Hindernissen abläßt. Eine solche Zeit der Selbstverleugnung und Entsagung ist nichts Ungewöhnliches in der mystischen Tradition. Die zweite Phase der spirituellen Erleuchtung nennt Johannes die »Nacht der Seele«; dem Mystiker als Gefäß für Gottes Gnade wird alles zusehends fremder, während das endliche Denken dem unendlichen Wissen und Begreifen Platz macht. Der Mystiker muß die normalen Grenzen seines Bewußtseins überschreiten, um Gott zu schauen, und in diesem Umwandlungsprozeß, der zugleich erschreckend und erhellend ist, verändert sich auch seine Wahrnehmung der Alltagswelt radikal. |
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