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Every Knee Shall Bow von Jess Walter, einem Journalisten aus Spokane, ist eine detaillierte und objektive Studie des Falles Vicki und Randy Weaver, in dem sich alle Feindseligkeiten, Ängste und Verschwörungsgeschichten unserer Tage zu einem blutigen, verrückten und wahrscheinlich unvermeidbaren Höhepunkt aufschaukelten. Vicki Jordison, geboren 1949, hielt sich für eine bibelkundige Seherin, die in Bibeltexten verborgene Bedeutungen erkennen konnte. 1971 heiratete sie Randy Weaver (geboren 1948), und sie wurden ein normales christliches Ehepaar, das allenfalls leicht rechtschristlich orientiert war, aber Vickis Visionen sollten das bald ändern. Nachdem sie Hal Lindsays The Late Great Planet Earth gelesen hatte eine fundamentalistische Interpretation biblischer Prophezeiungen, die behauptet, dass wir in den letzten Tagen dieses Planeten leben -, wurde Vicki zunehmend apokalyptisch und las mehr und mehr Verschwörungsliteratur. In der Bibel (Matthäus 24) fand sie eine »Prophezeiung«, die sie so interpretierte, dass die letzte Schlacht zwischen Christus und dem Antichrist 1987 stattfinden würde. Die Weavers flohen schließlich zum Ruby Ridge, einem Berg in Idaho nahe der kanadischen Grenze, bewaffneten sich und bereiteten sich auf den Holocaust vor auf den Tag im Jahr 1987, wenn das OG (Zionist Occupied Government, d.h. die von Zionisten besetzte Regierung) beginnen würde, alle Christen abzuschlachten. Wie andere Endzeitgruppen verloren auch die Weavers ihre Überzeugungen nicht, als das Jahr 1987 ohne Armageddon verging; sie warteten weiter, wohl wissend, dass sie selbst sich irren konnten, die Bibel aber unfehlbar war. Dann beging Randy einen Fehler: Weil er Geld brauchte, verkaufte er eine abgesägte Schrotflinte an einen V-Mann der Regierung. Dieser V-Mann hatte zuvor »The Order« auffliegen lassen, eine Neonazi-Terrorgruppe, die mehrere Banküberfälle und einen Mord begangen hatte, und er dachte nun, Randy wäre auch so einzuschätzen; Randy hatte aber niemals zu irgendeiner Nazi-Gruppierung gehört. Er merkte, dass er in eine Falle geraten war, und befürchtete, dass das ZOG ihn und seine Familie ermorden wolle. Die Weavers bereiteten sich darauf vor, sich und ihr Stückchen Berg zu verteidigen. Die dann folgende 18monatige Belagerung und die schließlich stattfindende Tragödie basierte auf Paranoia auf beiden Seiten: Die Regierungsbeamten glaubten, die Weavers seien Neonazis, während die Weavers glaubten, diese Agenten, die sie überreden wollten, sich zu stellen, gehörten zu der satanischen ZOG und würden das lang erwartete Gemetzel an den Christen beginnen. Die Sache spitzte sich zu, und Vicki wurde mit ihrem Baby im Arm erschossen. Ihr 14jähriger Sohn und ihr Hund Striker wurden im Durcheinander ebenfalls erschossen, und die Regierungsbeamten benahmen sich genauso teuflisch, wie die Weavers es erwartet hatten. Nach einer langwierigen Selbstuntersuchung erklärten sich FBI und das Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms für völlig unschuldig; der Agent, der Vicki und ihr Baby erschoß, verweigerte die Aussage, um sich nicht selbst zu belasten, ein zweiter wurde entlassen, weil er Beweismaterial vernichtet hatte. In einem folgenden Zivilprozeß wurden den überlebenden Weavers 3,1 Millionen Dollar Schadenersatz zuerkannt. |
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