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Totenorakel, Beschwörung von Verstorbenen, um sie zu befragen. Im Altertum lassen sich z Vorstellungen nachweisen, die dem T. zugrunde liegen: 1. Verstorbene haben allgemein ein höheres Wissen als Lebende; 2. Menschen, die zu Lebzeiten bedeutende Seher und Propheten waren, behalten diese Fähigkeit über den Tod hinaus. Beide Vorstellungen können zum T. führen. Im alten Griechenland wurden die »Nekydaimones«, die Seelen der Verstorbenen, an ihren Gräbern oder an bestimmten Eingängen zur Unterwelt auf die Erde geholt und befragt. Das konnte in der Form der Inkubation geschehen oder »realistischer«, indem durch Zauberformeln und Blutopfer Phantome (in Menschenoder Schlangengestalt) zitiert wurden. Suchte man nach einem Mörder, konnte auch durch magische Manipulation an der Leiche des Opfers versucht werden, den »Schatten« des Getöteten zu beschwören, damit er den Täter nenne. — In Italien galt der Avernersee bei Cumae als Eingang zur Unterwelt; in vorhist. Zeit fand sich dort ein berühmtes T. — Mehrfach wurde in der Lit. darauf hingewiesen, daß im spiritistischen Verständnis bestimmter mediumistischer Phänomene der antike Glaube des T.s wieder auflebt. Bei Homer wird ein T. beschrieben, das Lukian in den Totengesprächen parodiert. — Im PharsalusEpos des Marcus Annaeus Lucanus (3961), einem Neffen des Seneca, wird ein T., vorgenommen durch die in Besessenheit versetzte thessalische Zauberin Erichto, beschrieben: Die Hexe zerrt eine Leiche an einem Haken hinter sich her in eine Höhle, eine Schlange züngelt um ihr Haupt, die Brust des Toten wird mit warmem Blut gefüllt, und Beschwörungen heben an, die auch Tierstimmen und Donnergrollen in sich schließen. Die Leiche wird mit einer lebenden Viper gepeitscht, Dämonen beschworen, bis der Schatten des Toten Rede und Antwort steht. |
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