|
|
Somnambulismus (von lat. somnium – Traum und ambulare –umherwandern), eigentlich »Schlafwandeln«, alter Ausdruck für hypnoseähnliche Geisteszustände oder Trance, wobei es meist nach dem Erwachen keine Erinnerung an im psychischen Ausnahmezustand vollbrachte Leistungen gibt. In der Literatur des 19. Jahrhunderts werden sensitive Personen oder Medien im schlafähnlichen Zustand meist »Somnambüle« genannt, so etwa von J. Kerner.
Somnambulismus, auch Somnambulie [von lat. somnus; Schlaf, und ambulare; umhergehen]; der spontane S., auch Lunatismus gen., bezeichnet das Schlaf- oder Nachtwandeln; ein, u. U. sehr komplexes, Handeln im Schlaf, an das sich der Betreffende im Wachzustand nicht mehr zu erinnern vermag. Da somnambules Handeln nicht in die REM-Phase fällt, kann es sich nicht, wie man früher glaubte (Loewenfeld 1900, Sadger 1914), um ein Agieren von Träumen handeln. Der provozierte oder induzierte S. bezeichnet hypnotische Zustände, bei denen der Hypnotisierte nicht lethargisch ist, umhergehen, sich unterhalten kann und trotz Rapport eigener Handlungen fähig ist. Janet beobachtete bei seinen hypnotisierten Patienten, daß sie im tiefsten Stadium der Hypnose wieder über den vollen Gebrauch ihrer Glieder verfügten. Die Persönlichkeitskontrolle übernehmen in diesem Zustand nicht normalbewußte Instanzen; vom Schlaf unterscheidet sich der S. u. a. durch eine dem Wachen entsprechende Muskelspannung, die totale Amnesie unterscheidet aber den S. deutlich vom Wachzustand. (Blieb das Wachbewußtsein teilweise erhalten, so sprach Riehet von Semi-S.) Als Entdekker des S. und als der Wortschöpfer gilt Puysegur (Willermoz); hervorgerufen wurde er von ihm und durch die alten Magnetiseure mit Hilfe von Passes; doch schon seinerzeit wurde von einigen Autoren an Mentalsuggestion als mögliche Ursache gedacht. Beim S. müssen verschiedene Formen unterschieden werden: »natürlicher«, krankhafter (hysterischer) und hypnotischer S. Die Funktion des Induzierenden (Hypnotiseur, Magnetiseur) ist noch ungeklärt. Ebenfalls offen ist noch die Frage, in welchem Maß der S. pps. relevant ist: Unstreitig paranormal wäre mentalsuggestiv hervorgerufener S., ebenfalls pps. relevant sind selbstverständlich parapsychische Erscheinungen und Leistungen in diesem Zustand. Recht zahlreich sind Berichte, nach denen eine somnambule Vp. hellseherische oder telepathische Leistungen erbrachte, z. B. das Lesen verschlossener Botschaften (Deleuze 1836; Husson 1804). Darüber hinaus gibt es aber auch die Vermutung, S. sei nach Entstehung und Wesen grundsätzlich eine parapsychische Erscheinung, definierende Merkmale seien paranormaler Natur (dazu wird manchmal ein behaupteter Gewichtsverlust während des Zustands gerechnet; die oft erzählte Geschichte, daß Nachtwandler auf Dachfirsten balancieren, rückt so gesehen in die Nähe der Levitation). |
|