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Blutwunder, paranormal auftretende Blutungen an Kultgegenständen (z. B. Hostie, Wein) und Bildern Christi. Dazu zählt auch die Verflüssigung der Blutreliquie mancher Heiliger, die zu bestimmten Zeiten auftreten (z. B. Januariuswunder in Neapel). Da das Blut nur auf der Oberfläche erscheint, erklärt man diese Erscheinungen als Apport-Phänomene, deren Urheber nicht bekannt sind. Nach einer anderen Deutung werden die B. durch einen Pilz hervorgerufen (Bacterium prodiglosum), der einen roten Farbstoff ausscheidet.
Blutwunder, rätselhaftes Phänomen, das bei der Heiligenverehrung im Katholizismus eine Rolle spielt. Zahlreiche Berichte von blutenden Heiligenstatuen liegen vor, und zu Anfang unseres Jh.s machte der Abbe Vachere aus Mirbeau bei Poitiers mit blutenden Hostien, Kunstdrucken und Statuen viel von sich reden; die Phänomene konnten nicht befriedigend erklärt werden. Der Tübinger Chemiker, Botaniker und Pharmakologe Karl Hummel (1902) allerdings meint (1969): »Man sollte ... aufhören, jener Vorstellung einer Umwandlung der chemischen Substanzen dadurch Vorschub zu leisten, daß man bis in die heutige Zeit blutige Hostien als Zeugnis vom Fleisch Christi verehrt, obwohl man seit vielen Jahrzehnten weiß, daß die blutenden Hostien eine Kolonie roter Bakterien auf verdorbenem Substrat sind. Eigentlich müßte sich eine religiöse Verehrung einer unappetitlichen Masse schon aus dogmatischen Gründen verbieten.« Im Dom zu Neapel befindet sich als Reliquie eine schwärzliche Substanz, angeblich Blut des hl. Januarius (ca. 250-305), in einem Glasbehälter. Zu bestimmten Zeiten verflüssigt sich dieses Blut, meist am Samstag vor dem 1. Mai (Fest der Überbringung der Reliquie nach Neapel), am 19. September (Martyrium des Januarius) und am 16. Dezember, dem Gedächtnistag der Warnung vor dem Vesuvausbruch (1631). In den letzten 400 Jahren wurden zusätzlich noch etwa 8o Verflüssigungen außerhalb der genannten Zeiten gezählt. Das »B. des hl. Januarius« wird seit dem 14. Jh. berichtet, seine pps. Relevanz ist ungeklärt. |
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