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Bier, schon 3000 v. Chr. bei den Babyloniern und Ägyptern bekanntes Getränk. Die ägypt. Sage berichtet, daß die erzürnte Göttin Hathor von dem Gott Re mit einem berauschenden Getränk aus Gerste mit dem Zusatz der Dadafrucht (= Alraun) beruhigt wurde. Wegen des geringen Alkoholgehaltes wurde es durch narkotische Solanazeene wie z. B. Alraune verstärkt, so daß es etwa die Wirkung des Weines hatte. Nach Aussage des mittelalterl. Dichters Hartmann von der Aue war das Bier so schwach, daß ein Becher Wein dieselbe Wirkung wie 44 Becher Bier hatte. Wie in China war es auch in Mitteleuropa Brauch, das B. durch Bilsenkrautsamen zu verstärken. Ortsnamen wie Bilsensee, Bilsdorf und Pilsen in Böhmen sprechen dafür, daß das Bilsenkraut für diesen Zweck angebaut wurde. Wegen der stark berauschenden Wirkung, die diese B.e hervorriefen, wurde ab dem 16. Jh. der Zusatz von Bilsenkrautsamen verboten. Eine Warnung findet sich auch im berühmten Kräuterbuch des Theodor Tabernaemontanus (1664): Es wird vermutet, daß solche B.e auch für die im Mittelalter epidemisch auftretende Tanzwut verantwortlich gewesen seien. Die Verbindung der Bierbrauereien mit Klöstern wurde bislang damit begründet, daß das B. während der Fastenzeit als Nahrungsmittel diente. Nach neueren Forschungen kann die Wertschätzung des B. in den Klöstern auch darauf beruhen, daß der wichtigste Inhaltsstoff des Hopfens ein — Phytohormon enthält, das beruhigend auf das Sexualdrüsensystem wirkt.
Bier ist seit alten Zeiten als mäßig berauschendes Getränk in vielen Kulthandlungen bekannt. Auch das »Kykeon« der Mysterien von Heusis dürfte ein bierähnliches Gebräu gewesen sein. Im alten Ägypten wurde es den Göttern als Opfergabe dargebracht; bei den Germanen war es ein von den Riesen gebrautes Getränk der Götter (»Äl«). Gelegentlich wurden dem Bier auch halluzinogene Pflanzensäfte beigemischt.
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