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Kugelblitze

 
       
  Sie haben ihren eigenen Platz in der Welt des Unerklärlichen: denn jeder weiß, dass es sie gibt. In den Universitäten liegen detaillierte Berichte über mindestens 600 gesicherte Erscheinungen von Kugelblitzen vor. Aber da die Wissenschaft noch keine Erklärung für sie hat, halten viele sie immer noch für Halluzinationen. Normalerweise handelt es sich bei dem Phänomen um eine grell leuchtende kugel oder birnenförmige Lichtmasse. Die verschiedenfarbenen Kugeln sind am Rande verwischt, sie schweben oder springen. Dabei scheinen sie sich planlos zu bewegen. Ihre Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt etwa zwei Meter pro Sekunde. Die Dauer ihrer Erscheinung schwankt von einigen Sekunden bis zu ein paar Minuten. Ein Kugelblitzerlebnis schilderten ein Passagier und eine Stewardess des Fluges 539 der Eastern Airlines von New York nach Washington im März 1963. Sie waren angeschnallt, da der Kapitän vor einem Gewitter und Turbulenzen gewarnt hatte. Plötzlich wurden beide durch einen Blitzschlag aufgeschreckt. Durch die Kabine des Flugzeugs schwebte in Kniehöhe eine glühende weiß blaue Kugel mit einem Durchmesser von ungefähr 20 Zentimetern. Die Kugel bewegte sich langsam den Gang entlang und verschwand am anderen Ende. Derartige Erscheinungen waren schon häufiger aus Flugzeugen gemeldet worden, konnten aber nie bewiesen werden. Diesmal war jedoch der Passagier ein Fachmann. Professor R. C. Jennison, Leiter des elektronischen Labors der Universität von Kent im englischen Canterbury. Er konnte Größe und Geschwindigkeit genau einschätzen. Er stellte außerdem fest, dass das Objekt nur wenig Hitze ausströmte und nicht magnetisch war, da weder sein Taschenmesser noch seine Tabakdose reagierten. Er veröffentlichte seine Erkenntnisse in der Wissenschaftszeitung »Nature«. Seither werden Kugelblitze von der Wissenschaft nicht mehr unbedingt als Unsinn angesehen.
Berichte über Kugelblitze gab es auch schon früher. Reverend John Henry Lehn sammelte in den USA Berichte, nachdem ihm 1921 innerhalb von wenigen Wochen Kugelblitze zweimal die Stahlkette des Gummipfropfens in seiner Badewanne hatten zerschmelzen lassen. Sein Fazit: Sie seien menschenfreundlich. Und Blitzableiter interessierten sie nicht. Sie seien überhaupt keine Blitze, obwohl sie häufig bei Gewittern auftreten. Und sie hätten offensichtlich ihren eigenen Willen. Er ist darin einer Meinung mit dem französischen Astronomen Nicolas Flammarion. In dessen Sammlung
findet man Schilderungen, in denen ein Kugelblitz eine Haustür gewaltsam aufstößt und durch das Haus schwebt. Oder in denen ein explodierender Kugelblitz Tiere in einem Stall tötet, jedoch nie Menschen. Weitere Beispiele aus Flammarions Sammlung: »Eine brennende Kugel kam durch den Schornstein in ein Bauernhaus, durchquerte einen Raum, in dem sich eine Frau und drei Kinder befanden, rollte weiter in die Küche, Zentimeter an den Füßen des Bauers vorbei, schwebte dann in den Stall, wo sie, als wäre es Absicht – ein Schwein berührte, das tot umfiel. Danach verschwand die Feuerkugel.« Ein anderer Kugelblitz explodierte in einem Wohnzimmer, in dem ein Mädchen eine Katze im Arm hielt. Die Katze kam ums Leben, dem Kind passierte überhaupt nichts.
Das Besondere an Kugelblitzen besteht darin, dass in der Physik nichts Ähnliches zu finden ist. Kugelblitze sind im Labor nicht künstlich zu erzeugen – ein Grund dafür, warum sie für viele Wissenschaftler überhaupt nicht existieren. Kein Trost jedoch für die Betroffenen. Am 6. März 1952 wurde Santa Clara County in Kalifornien von einem Gewittersturm heimgesucht, der einen ganzen Schwarm von Kugelblitzen mit sich führte. Die Feuerbälle hüpften auf Hochspannungskabel, rollten durch Häuser in den Orten San Jose und Gilroy. Sie richteten große Verwirrung, aber keine Schäden an. So sprang ein Kugelblitz von einer Fahnenstange auf ein abgestelltes Fahrrad über, das weggeschleudert wurde, hüpfte dann auf die Spitze des Regenschirms, den der Postbote Walter Bager trug. Der Regenschirm wurde Bager aus der Hand gerissen, doch sonst geschah ihm nichts.
Als ein ähnlicher Kugelblitzsturm 1946 Illinois in Panik versetzt hatte, akzeptierten sogar die Versicherungen den Vorschlag, die Angelegenheit als einen »Akt Gottes« zu akzeptieren. Viel weiter ist die Wissenschaft bis heute nicht.
 
 

 

 

 
 
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