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Joller, Melchior

 
       
  Joller, Melchior (1818-1865), schweizer. Rechtsanwalt, Journalist und Politiker (Nationalrat). Seine Darstellung selbsterlebter mystischer Erscheinungen (1863) ist ein bedeutendes Quellenwerk der Spukforschung, das durch die Nachuntersuchungen Mosers noch an Wert gewann. — Neben seiner Anwaltspraxis und seinen politischen Tätigkeiten bewirtschaftete J. in Stans am Vierwaldstättersee ein ererbtes Gut. Allem »Okkulten« stand er ablehnend gegenüber, und als im Herbst 186o eine Magd ein Klopfen an ihrem Bett gehört und gefühlt haben wollte und das als »Künden« (Abmelden) deutete, wurde ihr dieser Unsinn streng verwiesen. Aber einige Wochen später hörten in J.s Abwesenheit seine Frau und eine seiner Töchter in einem Tisch ebenfalls ein Klopfen; sie erschraken und ließen sich auf einen »Dialog« mit dem Klopfenden ein: Falls der Betreffende etwas mitzuteilen habe, möge er noch einmal klopfen. Es klopfte! J.: »Ich glaubte die Ursache ... etwa im Losspringen einer Leiste zu finden, indem ich nicht begreifen wollte, wie ein körperloses Wesen [dessen Existenz er offensichtlich für möglich hält!] klopfen könne.« Im nächsten Jahr hörte der 9jährige Sohn ein Klopfen und beim Anblick einer »weißlichen, unförmigen Gestalt« fiel er in Ohnmacht. Kinder und Dienstmagd wollen im gleichen Jahr noch häufiger Gestalten gesehen haben, die Magd hörte einmal ihren Namen, alle Familienmitglieder hörten unerklärliche Geräusche, die jedoch nicht weiter beachtet wurden; man vermutete Mäuse oder andere Tiere als Ursache. In J.s Abwesenheit machte seine 14jährige Tochter ein Experiment und rief: »In Gottes Namen, wenn es etwas ist, so soll es kommen und klopfen!« Es klopfte. Der Versuch wurde zweimal mit gleichem Ergebnis wiederholt. Die Kinder flohen vors Haus; dort fiel ein faustgroßer Kiesel zwischen sie. Nachdem sie das Haus wieder betreten hatten, fanden sie alle Zimmer- und Schranktüren offenstehen. Die Tür zum Arbeitszimmer öffnete sich immer wieder, auch wenn man sie verriegelte und verschloß. Am gleichen Tag sprangen die Fenster auf, ein Stuhl drehte die Beine nach oben, man hörte eine Stimme, Musik, und sah formlose Gestalten; eine der Gestalten löschte gar das Herdfeuer mit Wasser —später erfuhr man, daß am gleichen Tag ein Verwandter J.s in Konstanz ähnlich heimgesucht worden war. — J. schaltete die Polizei ein, eine Überprüfung mit Hilfe wiss. Geräte fand statt, eine Regierungskommission zur Untersuchung des Falles wurde ernannt. Die Neugierigen strömten in Scharen herbei. Nach kurzer Ruhepause wurde es nur noch toller. Eines Morgens erklärte J. nach Zeugenaussagen ziemlich verstört, »er wisse jetzt alles, er müsse nach Rom, es dem Papst melden«. Was dann ge- schah, liegt im Dunkeln, da die weiteren Aufzeichnungen J.s verlorengingen; jedenfalls zieht er mit seiner Familie nach Rom und stirbt bald darauf. Servadio, der Nachkommen J.s interviewte, war überzeugt, daß verschiedene Familienmitglieder mediale Eigenschaften gehabt haben. Und auch über J. selbst, der stets bemüht war, von sich ein möglichst rationalistisches Bild zu zeichnen, wird eine Anekdote berichtet, die ihm telepathische oder hellseherische Fähigkeiten zuschreibt: Während eines Gerichtstermins in einer anderen Ortschaft soll er plötzlich, ganz blaß im Gesicht, gesagt haben: »Jetzt treibt der Spuk in meinem Haus wieder sein Unwesen.«  
 

 

 

 
 
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