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Ezra Loomis Pound (1885-1972) gilt nicht nur als einer der größten Poeten des 20. Jahrhunderts, er hielt sich selbst auch für einen bedeuteden politischen und ökonomischen Philosophen, und seine späte Poesie und Prosa enthalten viele Theorien, die vom analytisch Plausiblen bis zum seltsam Verschwörerischen reichen. Pounds Cantos, das längste (824 Seiten) und ehrgeizigste aller modernen Gedichte, stellt die Geschichte als immerwährenden Kampf zwischen den Rechten des Individuums und den Intrigen jener dar, die von Habgier und Machtlust besessen sind. Der Kampf ist in seinen Frühphasen politisch (weshalb Mons of Jutland, eine wenig bekannte Figur, für seine Weigerung, sich in einen Religionskrieg verwickeln zu lassen, hoch gelobt wird), und die Helden des Werkes sind Konfuzius, Lord Coke (der die britische Monarchie in ihre Schranken verwies) und Thomas Jefferson/ John Adams als die dialektischen Zwillinge, aus denen die besten amerikanischen Traditionen hervorgingen. Später wird der Kampf ökonomisch, als die Gierigen und Machtsüchtigen durch internationale Banken »Regierungen« außerhalb der Regierung errichten. Pound nennt dies das Zeitalter der Wucherei. Hier sind die Helden noch einmal Adams, Senator Thomas Hart Benton, Andrew Jackson, ein Haufen utopianischer Geldreformer und, leider, Benito Mussolini. Ganz sicher hat kein anderer Dichter je versucht, die Geschichte in so großem Maßstab zu beschreiben, und keinem ist dies mit so brillanten Details von Klang und Symbolik gelungen. Das Gedicht hat, trotz seiner verschwörerischen Unheimlichkeit, beinahe jede nachfolgende Dichtung beeinflußt, und am Ende verwirft Pound den Antisemitismus, der die mittleren Teile entstellt. Er weiß, dass seine einzige Verteidigung keine Verteidigung ist: Let the Gods forgive what I Have made Let those I love try to forgive vergeben, (Laßt die Götter vergeben, was ich Gemacht habe, Laßt die, die ich liebe, versuchen zu. |
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