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Sabbatianismus, häretische Bewegung in der jüd. Mystik, begründet von dem Propheten Nathan von Gaza (1644-1680) und dem kabbalistischen Messias Sabbatai Zwi (1626-1676). Das Hauptcharakteristikum der Bewegung ist die praktizierte Gesetzesverletzung (Antinomismus, Antitalmudismus); der — so die Darstellung Schor lems — manisch-depressive Sabbatai Zwi verstieß in seiner manischen Phase gegen das Gesetz und bereute in der depressiven. Er suchte Hilfe bei Nathan, der aber aufgrund einer Vision die Psychose noch stabilisierte: Er erklärte Sabbatai Zwi zum verkündeten Messias. Beim Versuch, den Sultan in Konstantinopel abzusetzen (1666), wurde Sabbatai Zwi gefangengenommen und gezwungen, zum Islam überzutreten. — Der S. fand Nachfolger in einem christl.-kabbalistischen Zirkel, den »Frankisten« (um Jakob Frank, 17261791, und seine Tochter Eva, t 1817), und der jüd.-islamischen Sekte der »Dönmeh« [türk.; Abtrünnige], die sich um Sabbatai Zwis Schwager Jakob Querido (16621695) bildete und bis heute Anhänger hat (1923 noch ca. 15 000 in Saloniki). Sowohl Nathan von Gaza als auch Sabbatai Zwi hatten visionär-prophetische Gesichte, bei denen präkognitive Inhalte wahrscheinlich sind, und die ihre Anhänger als Bestätigung des Sendungsauftrags der beiden betrachteten. |
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