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Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, daß die Militärs auf beiden Seiten sich weigerten anzuerkennen, daß ihre konventionellen Kriegsmethoden nunmehr veraltet waren und aufgegeben werden mußten. Die Tatsache, daß Angriffe einer mit Bajonetten ausgerüsteten Kavallerie und Infanterie angesichts der neu entwickelten Techniken wie Stacheldrahtfallen, tiefen Schützengräben und MGs nutzlos war, schien einfach nicht eher in das Bewußtsein von Militär-»Experten« zu dringen, als bis die meisten ihrer Truppen vernichtet worden waren.
Die Militärs auf beiden Seiten waren überzeugt, daß der Krieg unmöglich länger als höchstens 6 bis 8 Wochen dauern könnte und daß der Sieg für die Seite gesichert wäre, die den massivsten Angriff mit einem Minimum an Mobilmachungsfrist vornehmen könnte. Ein Vorsprung am Anfang wurde als entscheidend angesehen, da dies den Truppen einen psychologischen Vorteil gegenüber dem Feind verschaffen würde.
Nach der Invasion in Frankreich am 3. August durch die Deutschen setzten die Franzosen ihren Plan in Kraft, die Invasion in Lothringen aufzuhalten und in Süddeutschland zum Gegenangriff überzugehen. In nur 16 Tagen wurden knapp vier Millionen Soldaten in 7000 Zügen an ihre vordere Front transportiert. Zwischen dem 6. und 12. August brachte das deutsche Oberkommando 1,5 Millionen Truppen über den Rhein, den täglich 550 Züge passierten. Die Franzosen starteten am 14. August einen Massivangriff, aber mit katastrophalem Ergebnis. Innerhalb weniger Stunden hatte die französische Armee einen demoralisierenden Schlag von 300 000 Gefallenen erlitten (25 Prozent der gesamten Armee) und befand sich auf dem Rückzug. Das englische Expeditionskorps, das den Franzosen Beistand leisten sollte, trat den Rückzug noch schneller an als seine Verbündeten.
Der Rückzug wurde am 3. September zum Stillstand gebracht und am folgenden Tag eine allgemeine Gegenoffensive gestartet. Die Deutschen wurden unter diesem Ansturm bis zur Aisne zurückgeworfen. Sie glaubten, sie würden ihren Vormarsch wiederaufnehmen können, sobald ihre Frontlinie verstärkt und ihre Nachschublinien besser funktionieren würden.
Aber in den folgenden Monaten waren weder die Deutschen noch die »Verbündeten« in ihren Bemühungen erfolgreich, einen entscheidenden Vorteil zu erringen. Keiner der beiden Seiten gelang es, gegen die Feuerkraft der anderen anzukommen. Eine Reihe von unnützen Anstrengungen beider Seiten, die Stellungen der ändern zu umgehen, führten dazu, daß sich die Gefechtslinie vom Ärmelkanal im Norden bis hin zur Schweizer Grenze im Süden zog. Heftige Kämpfe, mit Millionen Menschenopfern, tobten in den nächsten drei Jahren entlang der ganzen Front, ohne daß eine der beiden Seiten einen wirklichen Vorteil errungen hätte. |
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